Mit Multitasking in die "erweiterte Realität"

Stiftung Jugend forscht e. V. | 2019

Tobias Gerbracht – Bundessieger Arbeitswelt 2016

Tobias Gerbracht und sein Augmented-Reality-Projektor beim Bundesfinale 2016

 

Er lehrt an der Junior-Uni Wuppertal, gibt Workshops auf Messen, ist Student Partner in mehreren Unternehmen, setzt erste Auftragsarbeiten für Firmen um, tüftelt an eigenen Projekten und wirbt nebenbei noch die hierfür nötigen Sponsorengelder ein – wenn Tobias Gerbracht erzählt, wie er seine Freizeit verbringt, hat man nicht das Gefühl, als spreche man mit einem Jugendlichen.  „Es gibt Momente, in denen ich mal nichts zu tun habe, aber ich setze mir immer ein Ziel, das ich zu erreichen versuche“, sagt der Schüler des Wuppertaler Carl-Fuhlrott-Gymnasiums, der bei Jugend forscht 2016 einen Bundessieg erringt. Das glaubt man gerne, startet er doch im Anschluss richtig durch. Bereits im nächsten Jahr gelingt es ihm, seinen Erfolg zu wiederholen.

Wie viele kleine Jungen baut Tobias Gerbracht bereits im Grundschulalter mit Fischertechnik-Kästen erste Modelle und entdeckt so seine Leidenschaft fürs Konstruieren. Inzwischen sind viele Jahre vergangen. Die Begeisterung fürs Bauen und Entwickeln ist geblieben, die Technik jedoch wesentlich komplexer geworden. Vor allem Zukunftstechnologien haben es dem Tüftler angetan, insbesondere die Augmented Reality, bei der mithilfe des Computers der Eindruck einer „erweiterten Realität“ erzeugt wird. In diese Kategorie fällt auch das Projekt, mit dem Tobias Gerbracht in der 51. Wettbewerbsrunde von Jugend forscht erfolgreich an den Start geht: Er präsentiert einen selbst konstruierten Augmented-Reality-Projektor, der durch Projektion auf eine Glasscheibe virtuelle dreidimensionale Objekte erschafft, die im Raum zu schweben scheinen.

Von der ersten Idee bis zum fertigen Prototypen

Die Wurzeln dieses Projekts liegen in einem Holografie-Kurs, den Tobias Gerbracht in seiner Schule besucht und der ihn auf den Geschmack und auf erste Ideen für ein eigenes Projekt bringt. Fasziniert von den technischen Möglichkeiten, macht er sich im Werkraum des Gymnasiums und im heimischen Werkkeller an die Umsetzung einer eigenen Konstruktion: Er entwickelt einen Holografie-Projektor, der quasi überall funktioniert und dem Betrachter ein beeindruckendes visuelles Erlebnis ermöglicht. In zahlreichen Stunden Arbeit und mit reichlich Improvisationstalent entsteht ein erster Prototyp aus von der Schule zur Verfügung gestellten Beamern, Tesafilm, Holz- und Plexiglasplatten, den der Jungforscher anschließend am PC Schritt für Schritt weiterentwickelt.

Das Ergebnis stellt Tobias Gerbracht zunächst beim Wettbewerb Jugend präsentiert vor und schafft es bis ins Bundesfinale. Dort bekommt er den Tipp, mit seiner Arbeit auch bei Jugend forscht anzutreten – eine Idee, die Tobias Gerbracht gefällt. Bereits seine Teamkollegen beim International Young Physicists' Tournament, der Physik-Weltmeisterschaft, bei der er 2014 die Silbermedaille gewinnt, haben ihm begeistert von ihren Erfahrungen bei Deutschlands bekanntestem Nachwuchswettbewerb berichtet und ihn neugierig gemacht. Von einer Teilnahme erhofft sich der Schüler unter anderem Kontakte, die ihn in seiner Forschung weiterbringen.

Klinkenputzen und ein langer Atem

Tobias Gerbracht ist Perfektionist. Was er macht, macht er richtig. Um sein Projekt für Jugend forscht weiterentwickeln und professionalisieren zu können, begibt er sich auf Sponsorensuche. In persönlichen Gesprächen mit Unternehmensvertretern, zunächst aus seiner Heimatstadt Wuppertal und später aus dem ganzen Bundesgebiet, gelingt es ihm, insgesamt 25 Firmen für sein Projekt zu gewinnen und Materialien sowie Gelder im Gegenwert von 12.000 Euro einzuwerben. Dabei macht er die Erfahrung, dass „Jugend forscht“ als Stichwort Türen öffnet: „Viele Firmenchefs, mit denen ich gesprochen habe, haben selbst einmal beim Wettbewerb mitgemacht und mein Projekt daher gern unterstützt.“

Am Ende – nach rund 650 Stunden Forschungs- und Entwicklungsarbeit – steht ein Produkt, das sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen kann. Die Ausdauer wird belohnt: Bei Jugend forscht schafft es Tobias Gerbracht bis zum Bundessieg und überzeugt nicht nur die Jury, sondern begeistert auch die Besucher an seinem Ausstellungsstand. Dieser Aspekt ist ihm besonders wichtig, denn er will etwas erfinden und erschaffen, mit dem er „die Masse erreichen kann“, wie er erklärt. „Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, meine Erfindungen im Gespräch auf den Punkt zu bringen und so zu präsentieren, dass der Betrachter genauso begeistert ist wie ich“, blickt Tobias Gerbracht auf seine Jugend forscht Teilnahme zurück.

Tobias Gerbracht schreibt Jugend forscht Geschichte

Der Bundessieg im Fachgebiet Arbeitswelt bei Jugend forscht ist nicht der letzte Erfolg, den Tobias Gerbracht erringt. Im Monat nach dem Finale verleihen ihm die Wissensfabrik und SAP den Hauptpreis Unternehmertum, der es ihm ermöglichen soll, sein Jugend forscht Projekt mit Unterstützung eines SAP-Mentors in eine Unternehmensgründung zu überführen. Ein Vorhaben, das Tobias Gerbracht weiterverfolgen wird, jedoch zu einem späteren Zeitpunkt. Zu voll ist sein Terminkalender zu dieser Zeit Zunächst kümmert er sich um sein Abitur und treibt ein weiteres Jugend forscht Projekt voran, das der talentierte Jungforscher noch in der Schublade hat. Insgesamt drei Jahre forscht er dabei an einer Methode, Luftverschmutzungen, zum Beispiel durch Stickoxide, zu messen. Dazu hat er eine Lampe entwickelt, deren Licht er bündelt und dann mit einem Teleskop über lange Strecken durch die Luft schickt. Anschließend misst er mithilfe eines Spektrografens bestimmte Moleküle in der Luft. 2017 schließlich präsentiert er das Projekt bei Jugend forscht im Fachgebiet Geo- und Raumwissenschaften. Und als wenn ein Jugend forscht Bundessieg nicht schon bemerkenswert genug wäre, erringt Tobias Gerbracht in diesem Jahr den Preis der Bundesministerin für Bildung und Forschung für die beste interdisziplinäre Arbeit. Zwei Bundessiege in Folge! Das haben in der langen Jugend forscht Geschichte erst sieben Jungforscher vor ihm geschafft. 

Zweimal Bundessieger – und dann?

Seit 2017 studiert Tobias Gerbracht an der Bergischen Universität Wuppertal das Fach Industrial Design. Erste Erfahrungen mit dem Studentenleben sammelt er jedoch schon während der Schulzeit. Stets wissbegierig auf Neues belegt er frühzeitig Kurse an der Junior Uni Wuppertal. Bereits als Schüler gibt er sein Know-how dort sowie am Bergischen Schul-Technikum als Dozent weiter und vermittelt 11- bis 14-Jährigen die Faszination der Augmented Reality, der er selbst erlegen ist. In seinem inzwischen achten Seminar an der Junior Uni zeigt er seinen jungen Studentinnen und Studenten beispielsweise, wie sie am Computer ihr eigenes Traumzimmer in 3-D-Optik entwerfen können.

Auch während des Studiums möchte Tobias Gerbracht damit fortfahren und sich auf Augmented Reality Engineering spezialisieren. Sein Ziel ist es, Produkte von Firmen virtuell für die Augmented Reality aufzubereiten und Schulungen zu diesem Thema anzubieten. Erste Aufträge hat er bereits. Um dieses Ziel zu erreichen, bildet er sich bereits jetzt ständig weiter und sammelt Erfahrungen als Student Ambassador bei den Software-Unternehmen Autodesk und Microsoft. Für die Unternehmen gibt er beispielsweise Workshops bei Messen oder unterstützt bei der Organisation von Events. Gleichzeitig nutzt er seine Chance, um so viel Praxiserfahrung wie möglich zu machen.

Jungforscher in der „Höhle der Löwen“

2018 überrascht Tobias Gerbracht mit einer weiteren Erfindung, dem sogenannten Catch Up. Der Catch Up ist ein Aufsatz, der am Rohr von Staubsaugern befestigt wird und Kleinteile wie Schmuck und Spielzeug abfängt, bevor sie im Beutel verschwinden. Den praktischen Haushaltshelfer präsentiert Tobias Gerbracht in der Fernsehshow „Die Höhle der Löwen“, in der sich Start-ups vorstellen und auf einen Investor hoffen. Der Auftritt des Jungforschers ist ein voller Erfolg: Ihm gelingt ein lukrativer Deal mit dem „Löwen“ und Unternehmer Ralf Dümmel, der ihm 100.000 Euro für 35 Prozent der Anteile an seinem Unternehmen bietet. Gemeinsam entwickeln sie aus Tobias Gerbrachts Prototypen einen marktreifen Catch Up, der direkt im Anschluss an die Ausstrahlung der Sendung im Handel verfügbar ist.

 

 


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