Von Reisen und Preisen

Jugend forscht – Das Magazin | August 1999

Das schwimmende Klassenzimmer - Eine Polarstern-Expedition

Planktonuntersuchung an Bord der Polarstern

Diese Reise fand im Juni 1998 im Rahmen des "International Year for the Ocean" statt. Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) Bremerhaven wollte anlässlich dieses besonderen Jahres die Meeresforschung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen und sie von dem stereotypen Bild des Wale-beobachtenden Wissenschaftlers befreien. Aus diesem Grund wurden mehrere Schüler und Lehrer auf das Forschungsschiff Polarstern eingeladen, außerdem einige Studenten und Journalisten. Zusätzlich waren auch 40 Mann Besatzung an Bord und selbstverständlich die Wissenschaftler des AWI, die uns die Meeresforschung näher bringen sollten. Trotz dieser von Unterschieden geprägten Gruppe haben wir uns aber bestens verstanden.

Unsere Erde ist ein Ökosystem, dessen einzelne Teile auf komplizierte Weise verwoben sind. Die Ozeane spielen eine Schlüsselrolle in der Atmosphärenchemie, bei der Klimaforschung und vielen anderen Gebieten. Außerdem beheimatet der Ozean eine Fülle von Lebewesen - Tiere und Pflanzen. Den Wissenschaftlern gelang es, uns Gästen während der Reise die Leidenschaft, die sie für die Ozeane empfinden, näherzubringen. Besonders beeindruckt hat mich zu sehen, aus wie vielen Gebieten die Meeresforschung besteht, und mit wie vielen anderen Gebieten sie eng verbunden ist. Ich habe Forschung selten in einem so ganzheitlichen Rahmen erlebt.

Während der Reise durchliefen die Gäste in kleineren Gruppen mehrere Stationen: die Biologielabors, die Chemielabors, die Geologie, die Bathymetrie, die Ozeanographie. Die Wissenschaftler zeigten uns alle ihre Geräte, zum Beispiel einen Flaschenkranz zur Beschaffung von Meerwasser aus größerer Tiefe. Einige der Gebiete sind so unbekannt, dass zunächst mit einem einführenden Vortrag begonnen wurde, wie beispielsweise die Bathymetrie: Die physische Struktur des Meeresboden soll vermessen werden. Dieses Gebiet ist wohl das mit der modernsten technischen Ausrüstung: Es werden nicht nur Satellitennavigationssysteme benötigt, sondern auch modernste Echolote, die nur wenige bedienen können.

Die Ozeanographie beschäftigt sich mit den Wasserschichten. Eine Temperatur-, Druck- und Salzgehaltsmessung erlaubte uns, eine Aufteilung des Meerwassers in Schichten bis 1000 m Tiefe vorzunehmen. In der Biologie beschäftigten wir uns mit Plankton. An einem Nachmittag bestimmten wir die Konzentration von Chlorophyll, was Rückschlüsse auf Algenanwesenheit erlaubt. Das Zooplankton wurde mit feinmaschigen Netzen aus dem Meerwasser gefischt und unter dem Binokular betrachtet. Es ist unvorstellbar, was für eine Vielzahl von Formen zu entdecken ist. Da sind stieläugige Krebse, die einem ins Auge schauen, Larven mit stacheligen Borsten, sonnenförmige kleine Bälle. Eine faszinierende Welt, die sich durch die Vergrößerung erschließt.

Die Atmosphärenchemie zeigte uns sehr deutlich, wie stark die Meeresforschung mit der Klimaforschung der Kontinente zusammenhängt. In der Geologie durften wir Proben von einem Bohrkern aus der Antarktis nehmen und seine Eigenschaften dokumentieren. Auch hier wurde wieder deutlich, mit welcher Systematik man als Wissenschaftler generell arbeiten muss: Eine Antwort auf die Frage, wie alt einzelne Schichten des Bohrkerns waren, ließ sich nur durch mühseliges Bestimmen der Farbe, Korngröße und der Einschlüsse wie Muscheln, Algen und Steine finden.

Es gab aber nicht nur über Forschung etwas zu lernen. Auch der Alltag und die Technik auf einem Schiff und insbesondere auf einem Eisbrecher waren den meisten von uns vollkommen fremd. Wir durften jederzeit die Brücke oder den Maschinenraum besuchen, und die Besatzung zeigte sich wie die Wissenschaftler sehr offen und Fragen immer zugänglich
Die Reise hat mir, obwohl sie nur eine Woche dauerte, einen großartigen Einblick in die Vielfalt unserer Erde gegeben. Eine für mich wichtige Erfahrung und ich gehe davon aus, dass sie auch in Zukunft meine Einstellung und meinen Umgang mit unserer Umwelt beeinflussen wird.

Hannah Markwig


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