Sieg in USA

stern | 12. Juni 1966

Die Sieger im STERN-Wettbewerb "Jugend forscht" gewannen auch auf höchster Ebene

Dallas 1966

Beim Finale der weltbesten Jungforscher in Dallas/Texas setzten sie sich im ersten Anlauf gegen 417 Mitbewerber durch; sie errangen wertvolle Preise. Maria Klein vom Stuttgarter "Chemischen Institut Dr. Flad" wurde für ihre Jodzahl-Messungen mit dem 3. "Chemie"-Preis und einem 2. Preis der Industrie ausgezeichnet. Theodor Hildebrand vom Berliner Gymnasium zum Grauen Kloster errang mit seinem Rechengerät den 3. Preis der Gruppe "Mathematik" und einen 2. Preis der US-Army. Das beweist: Der STERN-Wettbewerb fördert junge Nachwuchsforscher mit Erfolg.

Die Generalprobe ging schief. Zwölf Stunden vor der feierlichen Eröffnung des Forscher-Festivals im Memorial Auditorium von Dallas standen die deutschen Teilnehmer vor einem Chaos. Computer-Konstrukteur Hildebrand vermißte einen wichtigen Elektro-Widerstand und einen Transformator, Maria Klein hatte Kummer mit der Holzverkleidung ihrer Schautafel.

Aber die jungen Forscher waren findig. Gemeinsam mit ihren Lehrern - Studienrat Karl Piepke aus Berlin und Wolfgang Flad jr. aus Stuttgart - brachten sie über Nacht alles ins Lot für den ersten Auftritt deutscher Jungforscher auf internationaler Bühne.

Das anfängliche Ungemach erwies sich als günstig. So meinte Maria Klein: "Durch die unvorhergesehene Arbeit vergaßen wir ganz unser Lampenfieber."

Nach mißglückter Generalprobe gelang die Premiere großartig. Die deutschen Arbeiten erregten gleich erhebliches Aufsehen. Und Theodor Hildebrand wunderte sich: "Ich war erstaunt, daß mein Rechengerät selbst bei den automationsverwöhnten Amerikanern so gut ankam."

Verschiedene Fernsehgesellschaften interessierten sich für Hildebrands schubladengroßen Computer. Sein Konstrukteur wurde immer wieder gefilmt und interviewt, und der Nachwuchsforscher mußte pausenlos sein wissenschaftliches Werk erläutern.

Noch häufiger als Hildebrand erschien aber Maria Klein auf den US-Mattscheiben. "Ich kam mir zuletzt fast vor wie ein Filmstar", erinnert sich die blonde Stuttgarter Chemotechnikerin.

Zu richtigen Stars - wenn auch nicht beim Film, sondern in der Forschung - wurden Maria Klein und Theodor Hildebrand, als die 400 Fachjuroren in Aktion traten. Das Ergebnis ihrer stundenlangen Befragungen war verblüffend: Beide Bundessieger aus Deutschland wurden für ihren Forscher-Fleiß mit einer Bronzemedaille belohnt.

Das Erstaunliche daran: Die deutschen Jungforscher hatten nur wenige Wochen Zeit, sich auf die international beschickte "Olympiade des Geistes" vorzubereiten. Niemand hatte ernstlich erwartet, daß sie sich auf Anhieb im Kreise einer so starken Konkurrenz wie in Dallas durchsetzen könnten.

Bei der "Science Fair" stellten 419 Teilnehmer ihre Forschungsergebnisse vor. Die meisten von ihnen waren Amerikaner: 401 Gewinner örtlicher Wettbewerbe. Ferner: Zwei Teilnehmer aus Japan, einer aus Costa Rica, einer aus Guatemala, acht aus Puerto Rico, einer aus Schweden, drei aus Kanada und die beiden Bundessieger aus Deutschland.

Aus dieser großen Schar schälten sich die Deutschen als beste Nicht-Amerikaner heraus. Dabei hatten sie jeder noch ein besonderes Handicap zu überwinden: In der Fachgruppe "Mathematik und Computer", in der Theodor Hildebrand erfolgreich war, überwogen die theoretisch-mathematischen Arbeiten. Solchen Arbeiten wurden auch die ersten beiden Preise zugesprochen. Hildebrands 3. Preis bedeutet also, daß er die beste Computer-Arbeit bot.

Ähnlich war es bei Maria Klein. Ihr Verfahren aus dem Bereich der organischen Chemie stand in Konkurrenz zu vielen biochemischen Arbeiten. Dennoch überzeugten ihre Jodzahlmessungen die Juroren.

Großes Geld war für die Erfolgs-Forscher in Dallas nicht zu gewinnen. Ihre dritten Preise berechtigten zu einem Kaufwunsch, der mit rund 50 Dollar zu erfüllen war. Maria Klein wählte eine Kamera, Theodor Hildebrand entschied sich für einen Oszillographen.

Den offiziellen Abschluß der "Science fair" bildete die feierliche Preisverleihung im Memorial Auditorium. Dazu gab es ein Super-Supper in Selbstbedienung; jeder konnte beliebig zugreifen.

Mit dem Ende des Forscher-Festivals war für die deutschen Teilnehmer der Amerika-Trip noch nicht beendet. Als Lohn für ihre Leistungen warteten weitere eindrucksvolle Erlebnisse auf die beiden Bundessieger, deren Patenfirmen Daimler-Benz AG (Klein) und AEG (Hildebrand) die Reise mit ermöglicht hatten.

Es begann im Rathaus von Dallas. Dort überreichte Theodor Hildebrand dem amtierenden Bürgermeister der Stadt, Robert Olson, eine persönliche Grußbotschaft des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Willy Brandt.
Anschließend fuhr die Gruppe über New Orleans - dort besuchte sie die Geburtsstätten des amerikanischen Jazz - nach Huntsville/Alabama. Im Nervenzentrum der US-Mondfahrt-Projekte erklärte Raumfahrt-Pionier Wernher von Braun den deutschen Besuchern sein gesamtes Raketen-Programm - vom V-2-Geschoß bis zur Saturn-V-Rakete.

Von dieser Visite nahm Maria Klein ein wertvolles Andenken an Wernher von Braun mit nach Haus: Der Raumfahrt-Regisseur schrieb ihr eine freundliche Widmung in das Original-Manuskript ihrer preisgekrönten Arbeit.

Die Reise-Route führte weiter nach Cape Kennedy. Dort erwartete sie ein sensationelles Spektakel: Die Starts einer Agena-Rakete und einer bemannten Gemini-Kapsel, deren Co-Pilot im Weltall aussteigen sollte. Theodor Hildebrand schwärmt noch heute: "Es war einfach grandios. Schade nur, daß der geplante Gemini-Start dann ausfallen mußte."

Doch trotz des aufgeschobenen Gemini-Starts wurde den Bundessiegern in Cape Kennedy viel geboten. Dr. Kurt Debus und Dr. Adolf Knothe, ehemalige von-Braun-Mitarbeiter und jetzt in leitenden Positionen in Cape Kennedy, zeigten ihnen die verschiedenen Einrichtungen des amerikanischen Raketenstartzentrums in Florida.

Bei den Abschußrampen auf Merritt Island trafen die Nachwuchs-Wissenschaftler auch mit Dr. Karl-Heinrich Knappstein zusammen, dem deutschen Botschafter in den USA. In der größten Werkhalle der Welt, einem 34 Stockwerke hohen Montageturm, gratulierte Dr. Knappstein den jungen Forschern zu ihrem internationalen Erfolg.

Als der Lufthansa-Jet mit den Bundessiegern wieder in Hamburg-Fuhlsbüttel landete, erklärten Maria Klein und Theodor Hildebrand begeistert: "Die Amerika-Reise war wirklich wundervoll."


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