Preisstifter mit Tradition

Jugend forscht – Das Magazin | August 2000

4 Kanzler - 1 Preis

Jugend forscht 2002

Bundeskanzler Brandt war der erste, Schmidt folgte ihm, Kohl schloss sich an und Schröder setzt die Tradition fort: Seit drei Jahrzehnten vergibt der Kanzler jedes Jahr den "Preis für die originellste Arbeit" im Bundeswettbewerb Jugend forscht. In dieser Zeit ehrten damit vier Regierungs-Chefs verschiedener Parteien die Kreativität und die außergewöhnliche Forschungsleistung der Preisträger - und machten deutlich: Jugend forscht ist eine Initiative von nationalem Rang.

"Die Arbeit und die Produkte der Zukunft werden mehr als jemals in der Vergangenheit wissensbasiert sein. Deshalb halte ich es für außerordentlich wichtig, das es Jugend forscht gibt und dass sich daran so viele beteiligen." Bundeskanzler Gerhard Schröder, 1999

Am 14. März 1972 erfuhr Willy Brandt eine Menge über "Primärprodukte der Oxydation aluminiumorganischer Verbindungen". Ihm gegenüber saßen zwei Lehrlinge und erklärten, wieso es bei der Herstellung biologisch abbaubarer Waschmittel zu Explosionen kommen kann. Für dieses Forschungsprojekt hatten Bernd Spliethoff und Hans-Peter Hinz im Jahr zuvor den Sonderpreis des Bundeskanzlers erhalten. Die ersten Gewinner des neuen Preises mussten auf die Audienz beim Stifter zwar lange warten, aber es hatte sich gelohnt: "Der Kanzler war sehr interessiert, erkundigte sich nach Schule, Ausbildung und Wettbewerb. Wir hatten den Eindruck, er wollte uns wirklich kennen lernen", erinnert sich Spliethoff. "Schon nach kurzer Zeit war es, als würden wir unser Gegenüber lange kennen. Die intensive, ruhige Art des Kanzlers hat eine Atmosphäre erzeugt, die den offiziellen Rahmen vergessen ließ."

Ganz so intim wie bei der Premiere geht es beim mittlerweile traditionellen Empfang des Bundeskanzlers heute nicht mehr zu: Seit 1981 werden nicht nur die Gewinner des Sonderpreises, sondern alle Sieger und Platzierten des Bundeswettbewerbs eingeladen – früher in das Bonner Palais Schaumburg, jetzt ins Bundeskanzleramt nach Berlin. Inmitten der Besten ist dann in der Regel einer besonders aufgeregt - derjenige mit der laut Juryurteil "originellsten Arbeit" des Bundeswettbewerbs. Denn der Gewinner dieses Sonderpreises hat das Privileg, seine Arbeit vor Ort zu präsentieren und seine Forschungsidee mit dem Bundeskanzler zu diskutieren. Dann kann es schon hilfreich sein, nicht allein dazustehen, sondern als Forscherteam gesiegt zu haben. So wie Stephan Waßmann und Nils Nemitz 1995 mit ihrem Projekt "Stabilisierung eines labilen Pendels". Natürlich hatten auch die beiden Schüler Angst vor dem berühmten Vorführeffekt, "aber dann kam Kanzler Kohl sehr locker in die Runde und meinte: ‚Ich werde das sowieso nicht richtig verstehen – aber erklären Sie mal'", erzählt Stephan Waßmann. Da war die Aufregung weg. Schließlich sind hier die jungen Forscher die Experten, und der hochrangige Preisstifter ist der Fragende.
Auch Bundeskanzler Schmidt, der beim Empfang 1981 zwar "glaubte verstanden zu haben", wie die Spezialsoftware seines Preisträgers Nils Seidel funktioniert, gab anschließend zu, mit den profunden Fachkenntnissen des 17-Jährigen nicht mithalten zu können: "Wenn ich einen Computer auseinandernehmen würde und ihn anschließend wieder zusammensetzen müsste, blieben noch eine ganze Menge Teile übrig. Damit könnte man wahrscheinlich ein zweites Gerät bauen."

Für die Preisträger bleibt die Auszeichnung mit dem begehrten Sonderpreis und das Zusammentreffen mit dem Regierungsoberhaupt in jedem Fall ein unvergessliches Erlebnis. Die persönliche Ehrung und der Händedruck des Bundeskanzlers symbolisieren eben höchste Anerkennung für die erbrachte Leistung. "Wir waren unglaublich stolz", bestätigt Bernd Spliethoff. "Es war einfach urgewaltig."

So muss es wirklich gewesen sein. Der 47-Jähige jedenfalls versprüht noch heute den Enthusiasmus eines jungen Forschers, wenn er von seiner jetzigen Tätigkeit am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung berichtet - wo er als 18-jähriger Lehrling seine preisgekrönte Arbeit anfertigte und seine wissenschaftliche Laufbahn begann.


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