Mädchen mehr Mut machen!

Jugend forscht aktuell | Januar 1990

Daß es sich lohnt, Mädchen zur Beschäftigung mit Mathe, Physik oder Technik zu ermutigen, beweist die Jugend forscht-Untersuchung „Mehr Mädchen in Naturwissenschaften und Technik“, die nach zwei Jahren Laufzeit nunmehr ihre Ergebnisse vorlegt

Seit langem bemüht sich die Stiftung Jugend forscht e. V., verstärkt Mädchen zur Teilnahme am Wettbewerb zu motivieren. Mit Erfolg: Der Mädchenanteil stieg auf 30 %. Doch die bundesweite Studie, die das Institut für Psychologie an der TU Berlin angefertigt hat, geht weiter. Sie zeigt deutlich, wer oder was Mädchen hemmt bzw. fördert im Zugriff auf die "männlichen Wissenschaften" und damit auch in ihrer Teilnahme am Wettbewerb Jugend forscht.

Aus den Ergebnissen einer ersten Befragung leiteten die Wissenschaftler praktische Maßnahmen ab, die dann in Wochenendseminaren gemeinsam mit den Befragten getestet wurden. In der Befragung "danach" wurde es dann klar: Durch gezielte Einflußnahme läßt sich das Interesse von Mädchen für Naturwissenschaften und Technik erheblich steigern. Die Auseinandersetzung mit und Lösung von praktischen technischen Problemen z. B. konnte den Mädchen Erfolgserlebnisse vermitteln, die ihnen der Alltag in der Schule und zu Hause versagt. Ein kleiner Mathematik-Wettbewerb zeigte, daß sie unter bestimmten Bedingungen genauso erfolgreich sind wie die Jungen. Analysen der Gruppendynamik veränderten das Bewußtsein um die Problematik sowohl bei den Mädchen als auch bei den Jungen. Durch alle diese Erfahrungen wurde das Selbstbewußtsein der Mädchen gestärkt. Ihr Interesse an naturwissenschaftlichen und technischen Fächern wuchs und damit auch ihre Bereitschaft, in diese Bereiche später einmal beruflich einzusteigen.

Wichtig dabei für Jugend forscht: Die Mädchen wurden "wettbewerbsfreudiger". Sie trauten sich viel eher zu, bei einem Leistungsvergleich auch mit Jungen erfolgreich zu sein. Dabei ist auffällig, daß Mädchen naturwissenschaftliche Themen bevorzugen, die eng mit ihrem Alltag verbunden sind. Diese wiederum würden, so die vom Bundesbildungsministerium finanzierte Studie, offensichtlich von den Fachjurys in einer "internen Bewertungshierarchie" auf die hinteren Plätze verwiesen. Abstraktere Themen etwa in der Mathematik oder in der Computertechnologie, also typisch männliche Jugend forscht-Themen, hätten in der Bewertung ein höheres Image.

Apropos Über-Bewertung: Jungen, laut Untersuchung zur Selbstüberschätzung im naturwissenschaftlichen und mathematischen Bereich neigend, lernten durch die Aktion, ihre Leistung in Mathematik realistischer einzuschätzen. Hiervon konnten die Mädchen profitieren. Die demotivierende Wirkung der "Angeber" fiel weg, die Mädchen lernten, daß sie de facto genauso kompetent in Mathe sind wie die Jungen.

Zukunftsweisendes Ergebnis, besonders wichtig in der aktuellen Diskussion um die Koedukation: Keine generelle Trennung der Geschlechter! Bei pädagogischer Betreuung - und dies ist ein Appell der Berliner Wissenschaftler an die Eltern und Lehrer - beeinflussen sie sich gegenseitig positiv und nähern sich einander an. Vereinzelte Sonderaktionen jedoch sprechen nicht dagegen. Sie machen Mädchen mehr Mut!


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