Herz & Schmerz

Jugend forscht Alumni-Festschrift | Juni 2006

Liebe, Ehe und Enttäuschung bei Jugend forscht

Constanze Schmidt und Stefan Kallenberger

Blond, zierlich, mit strahlendem Lächeln – Constanze Schmidt gehört zur Gattung "attraktive Jungforscherin". Leider schielt sie so deutlich, dass man sich nicht nur um ihre Augäpfel, sondern auch um ihre Wirkung auf das andere Geschlecht Sorgen machen muss. Stefan Kallenberger trägt eine riesengroße dunkle Sonnenbrille Marke "Heino" und sieht selbst so aus, als fehle ihm der Durchblick. Die beiden sind ein Paar und es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass Jugend forscht etwas mit dieser Tatsache zu tun hat. Das Pärchen mit Augenproblem harmoniert so gut, dass es 2001 mit dem Bundessieg im Fachgebiet Arbeitswelt und zusätzlich mit dem Preis des Bundespräsidenten für eine außergewöhnliche Arbeit ausgezeichnet wird. Natürlich: Schielen und Brille sind inszeniert – man promotet lediglich sein Projekt, eine Biofeedback-Schieltherapie. Ihre Gefühle füreinander sind es jedoch nicht. Weswegen man getrost behaupten kann, dass gemeinsame Interessen, im Gleichtakt schwingende Hirnströme und lange Nächte vor dem PC eine solide Basis für eine Partnerschaft bilden.

Einen PC dürfte es im Falle von Frank und Gisela Anton, geb. Glasmachers, nicht gegeben haben. Immerhin liegt ihre Teilnahme an Jugend forscht schon ein wenig zurück und 1975 ist es wahrscheinlicher, eine Afrokrause spazieren zu tragen als einen Computer sein Eigen zu nennen. Beide sind mit ihren Projekten sehr erfolgreich und noch heute so etwas wie Mr. und Mrs. Jugend forscht, Royalty des Wettbewerbs. Gisela Glasmachers gewinnt im Fach Physik, Frank Anton belegt den ersten Platz in Technik. Man lernt sich beim Landeswettbewerb kennen, versteht sich beim Bundeswettbewerb immer noch blendend und verliebt sich auf der Bundessiegerreise nach Persien. Jugend forscht mit Happy End: Eheschließung und drei gemeinsame Kinder folgen. Naturwissenschaftlich wird die Liebesgeschichte mit einem Leibniz-Preis für Gisela Anton, die übrigens heute Bundesjurysprecherin ist, gekrönt.

Dass Liebe, ganz nüchtern betrachtet, vielleicht nur Chemie ist, werden Anne-Kathrin und Stephan Schlitter bestätigen. Sie müssen es schließlich wissen – beide treten mit chemischen Projekten beim Bundeswettbewerb 1989 an, den Stephan sogar gewinnt. Anne-Kathrin, die damals noch Hoffman heißt, gewinnt ebenfalls, wenn auch keinen Preis. Zwischen ihr und dem Bundessieger stimmt die Chemie. Die Hochzeit findet 2003 statt, 2004 wird ihre Tochter geboren. Die Anzeige an "die Partnervermittlung" in Hamburg ziert der Satz "Wir sind eine feste Verbindung eingegangen". So schön kann Liebe (und Chemie!) sein.

Überhaupt scheint gerade der Bundeswettbewerb ein Biotop für keimende Gefühle zu sein. Ob es daran liegt, dass die meist in Unterzahl angetretenen Damen von den Herren besonders fürsorglich umhegt werden? Dass unter den jungen Forschern gar eine Rivalität um den Hauptpreis ausbricht, der nichts mit Geld und Forschungspraktika zu tun hat, sondern mit IQ und Rehaugen daherkommt? Studien belegen, dass das Herz besonders anfällig für die Reize des anderen Geschlechts ist, wenn Gefahr droht oder Stress entsteht. So wurde das Jury-Gespräch wohl noch nie gesehen ...

So rührend die Love-Storys sind – in einem ist die Stiftung Jugend forscht unerbittlich: Beim Bundeswettbewerb gibt es keine Doppelzimmer. Weder für bereits zusammen angereiste noch für frisch entstandene Pärchen. Dafür hat der Wettbewerb zu sehr den Charakter einer Schulveranstaltung – auch wenn die Wortmarke Jugend forscht in nicht ganz ernst gemeinten Beiträgen immer mal wieder anders interpretiert wird.

Nach so viel "Herz" darf der in güldenen Lettern angekündigte "Schmerz" nicht fehlen. Von Streit, Trennung, Zurückweisung lässt sich nichts berichten – vielleicht deshalb, weil diese der Geschäftsstelle selten per Anzeige mitgeteilt werden. Aber traurige Fälle von unerfüllter Liebe sind dokumentiert. Gleich mehrere Teilnehmer haben sich in ein und dasselbe Objekt der Begierde verliebt. Kein Wunder, wird sie doch als "hübsch und unverfälscht", als "treu, ruhig und anmutig" beschrieben. Offenbar Eigenschaften, die die Herren ihre Forschungen und alle anderen das Klischee vom schüchternen Naturwissenschaftler vergessen lassen. Leider wird die Dame dafür bezahlt, eben dieses zu tun. Die Unbekannte ist Teil der (Zitat) "entzückenden Plakatierung" für die Wettbewerbsrunde 2002 und nebenbei Model für Hugo Boss. Kein Wunder also, dass Jugend forscht in diesem Fall nicht kuppeln kann. Liebe ist eben doch mehr als bloße Chemie. 


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