Hand in Hand für die Umwelt

Jugend forscht - Das Magazin | August 1999

Internationale Forschungscamps 1992–1999

Auf der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro verabschiedeten 178 Regierungen das Schlussdokument "Agenda 21" und schrieben darin die wichtigsten Ziele für das nächste Jahrtausend fest: Bewahrung der Biosphäre, nachhaltige Nutzung der Ressourcen, Erhaltung der biologischen Artenvielfalt, langfristig tragfähige wirtschaftliche Entwicklung, Bekämpfung der Armut und Vorsorge für die menschliche Gesundheit.

Im selben Jahr erweiterten die Stiftung Jugend forscht und die Deutsche Bank ihre Initiative Europas Jugend forscht für die Umwelt um die Internationalen Forschungscamps. Seitdem laden sie jeden Sommer Preisträger der YEER-Wettbewerbe ein, ihre Ausbildung in Schule oder Hochschule durch praktische und interdisziplinäre Arbeit in zweiwöchigen Forschungscamps zu ergänzen. Dr. Uta Krautkrämer-Wagner und Hanns Michael Hölz wollen damit einen Beitrag zur lokalen Umsetzung der Agenda 21 leisten: "Wir sind überzeugt, dass sich deren Ziele langfristig nur erreichen lassen, wenn sich gerade junge Menschen möglichst konkret mit ökologischen, ökonomischen und sozialen Fragen auseinander setzen."

Bei den Forschungscamps lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Teams miteinander und voneinander und kehren am Ende der gemeinsamen Erfahrung mit vielen fachlichen Einsichten und neuen Freundschaften in ihre Länder zurück. So erleben sie sich selbst - über alle sprachlichen und kulturellen Grenzen hinweg - als Bausteine für das wachsende "europäische Haus". Gegenstand der Forschung sind jeweils Regionen in Europa, die sich durch eine besonders interessante ökologische Situation auszeichnen.
Die Ergebnisse des ersten Forschungscamps 1992 im Biosphärenreservat Mittlere Elbe, in dem die europäischen Jugendlichen die Artenvielfalt in einem ehemaligen militärischen Übungsgelände erforschten, führten zu einer Anhebung der Schutzkategorie dieses Regenerationsgebietes um zwei Stufen.

Beim 2. Forschungscamp in der extrem belasteten Industrieregion Leipzig/Halle/Bitterfeld untersuchten die YEER-Preisträger, wie das ökologische Gleichgewicht der Leipziger Auen wiederhergestellt und gleichzeitig eine nachhaltige wirtschaftliche Nutzung gewährleistet werden kann. Einzelne Flächen dieser Region wie etwa der ehemalige Braunkohletagebau Cospudener See werden derzeit als "Weltweite Projekte" der EXPO 2000 sogar zu Naherholungsgebieten ausgebaut.

Die Forschungsarbeiten in den Poldern und Auen des Unteren Odertals im Sommer 1994 demonstrierten die saisonalen Veränderungen der Überflutungsflächen und ökologischen Auswirkungen menschlicher Eingriffe. Sie leisteten damit einen Beitrag zur Anerkennung des grenzüberschreitenden deutsch-polnischen Nationalparks Unteres Odertal.

Auch beim 4. Forschungscamp 1995 in der Vorpommerschen Boddenlandschaft ging es um die Wechselwirkung von terrestrischen und aquatischen Ökosystemen. Dabei wurden die ökonomische Bedeutung von Küstengebieten als Erholungs- und Agrarraum diskutiert und gleichzeitig die Probleme der landwirtschaftlichen Nutzung des Boddenbereichs aufgedeckt.

Die Alpen waren Gegenstand der beiden folgenden Forschungscamps. 1996 untersuchten die Jugendlichen bei Garmisch, Kreuth und Schliersee das sensible Ökosystem des alpinen Bergwaldes und erprobten Maßnahmen zu dessen Schutz und Erhaltung. Im Sommer 1997 analysierten die Teilnehmer Optionen nachhaltiger Land und Forstwirtschaft im Alpenraum und verglichen in diesem Zusammenhang die unterschiedlichen Schutzkonzepte des Nationalparks Berchtesgaden, des österreichischen Nationalparks Hohe Tauern sowie des Schweizerischen Nationalparks.

Beim 7. Internationalen Forschungscamp 1998 erhoben dreizehn junge Europäer mit Methoden des "Umwelt-Biomonitoring" die Schwermetallbelastung an drei ausgewählten Standorten in Nordrhein-Westfalen. Damit konnten sie den umfangreichen Datenbestand der Umweltprobenbank im Forschungszentrum Jülich mit neuen Messergebnissen ergänzen und so zu einem repräsentativen Bild der stofflichen Umweltbelastung in dieser Großregion beitragen.

1999 sind drei ehemalige Bergbaugelände im Südwesten Sachsens und im Norden der Tschechischen Republik Gegenstand der Forschung. Ziel der Arbeiten ist es, das Ausmaß der Umweltbelastung und die Umweltgefährdung, die von den einzelnen Arealen ausgeht, abzuschätzen. Auf dieser Grundlage werden die Teilnehmer zusammen mit Wissenschaftlern des SOLARIS Förderzentrums für Umwelt in Chemnitz und der TU Bergakademie in Freiberg Möglichkeiten der Revitalisierung erarbeiten.

Bei allen Forschungscamps garantiert die Einbindung in langlaufende Projekte den Erfolg. Durch die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen, Universitäten und Nationalparkverwaltungen ist es möglich, in relativ kurzer Zeit substantielle Ergebnisse zu produzieren, die in die Arbeit der beteiligten Institutionen zurückfließen können. Auf diese Weise profitieren diese von der Kreativität, der Einsatzbereitschaft und dem Elan der jungen Umweltforscher. Die YEER-Forschungscamps sind zusätzlich ein erfolgreiches Modell für die Vernetzung von jungen Forschern untereinander.


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