Günter Lorbacher

Stiftung Jugend forscht e. V. | 1971

Erinnerungen aus seiner Zeit als Regionalwettbewerbsleiter Kaiserslautern

Notbremsung bei der Fahrt zum Landeswettbewerb

Es geschah wohl im Frühjahr 1970: Ein Schüler der 11. Klasse des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Kaiserslautern trat in der Sparte Biologie mit einer Arbeit an, deren Thema lautete: "Beobachtungen zum Verhalten des Kaimans". Auf der Bahnfahrt von Kaiserslautern nach Ludwigshafen (hier fand der Landeswettbewerb Jugend forscht statt) wurde der Teilnehmer kurz hinter Hochspeyer von einer mitreisenden Dame angesprochen, weshalb er denn seine große Reisetasche nicht auf das Gepäcknetz stelle. Der Jufo-Teilnehmer entgegnete, dass er ein "lebendes Krokodil" in der Reisetasche habe und die Luft im Bereich des Gepäcknetzes für das Tier wohl nicht zuträglich sei. Die Dame konnte das nicht so recht glauben und fühlte sich wohl irgendwie auf den Arm genommen. Um ihre Neugierde zu stillen, bat sie den Jungforscher, doch einmal die Tasche zu öffnen und ihr das Krokodil zu zeigen, denn schließlich seien Krokodile ihre Lieblingstiere. Jetzt bewegte der Jufo ein wenig den Reißverschluss seiner Tasche, woraufhin die Spitze eines geöffneten, vielzähnigen Mauls durch den Spalt der Tasche hervorschaute. Der Zug fuhr gerade in einen Kurztunnel und die ältere Dame wurde von einer Ohnmacht übermannt. Als der Zug aus dem Tunnel herauskam, erwachte die Dame wieder. Aber die Angst vor dem Inhalt der Reisetasche war so groß, dass sie auf freier Strecke die Notbremse zog. Der Zugbegleiter sorgte dann dafür, dass der Zug bis zum nächsten offiziellen Halt nach Neustadt an der Weinstraße weiterfuhr. Dort musste der Jungforscher den Zug mit dem doch nur 80 Zentimeter großen Krokodil verlassen.

Er hat es dann doch noch geschafft, mit einem späteren Zug einigermaßen rechtzeitig von Neustadt nach Ludwigshafen zum Landeswettbewerb der BASF zu kommen. Und der Jungforscher wurde Landessieger. Die damalige Patenbeauftragte der BASF hat die Arbeit ein halbes Jahr später zusätzlich ausgezeichnet: Die Schule des Teilnehmers, das Albert-Schweitzer-Gymnasium Kaiserslautern, bekam zur Ausleihe ein Terrarium, dessen Ausmaße imponierend waren: 3 Meter lang, 2 Meter breit und 80 Zentimeter hoch, das Ganze auf einem tischhohen Stahlgestell. In diesem Terrarium lebten viele Jugend forscht Tiere noch eine Reihe von Jahren zur Beobachtung. Der BASF war wohl der schwierige Transport zur Schule nach Kaiserslautern in Erinnerung geblieben, so dass das Terrarium der Schule schließlich geschenkt wurde. In der Westpfalz wunderte man sich, dass gerade von dieser Schule jahrelang so viele Arbeiten zum Fachgebiet Biologie eingereicht wurden.

Kontakt mit den Außerirdischen?

Es war wohl der 15. Regionalwettbewerb bei der Pfaff-Industriemaschinen GmbH in Kaiserslautern. Ein Jufo-Teilnehmer aus Darmstadt hatte sich mit dem Thema: "Kontakt zu den Außerirdischen" angemeldet. Seine Technik-Arbeit war mit mehreren Schaltskizzen nur zwei Seiten lang. In der Arbeit wurde angekündigt, dass er den Beweis der Experimente erst endgültig am Wettbewerbstag antreten werde. Ein Plakat war am Stand nicht vorhanden, dafür eine Zigarrenkiste. Der Inhalt: diverse bunte, zum Teil verlötete Metalldrähte, Batterien, Schalter, ein Lautsprecher und verschiedene Platinen. Ein Jurorengespräch konnte nicht stattfinden, da der ernst dreinschauende Teilnehmer die Juroren immer wieder vertröstete, der Kontakt zu den Außerirdischen sei gerade "am Anlaufen" und man solle ihn dabei um Himmelswillen nicht stören. Manchmal hieß es aber auch, durch ihre Fragen hätten die Juroren gerade den Kontakt zu den Außerirdischen unterbrochen.

Wir wussten auch fünf Minuten vor der Siegerehrung noch nicht, ob wir einen angehenden Schauspieler oder ein seriöses Experiment vor uns hatten. Alle Angst, den Jufo falsch einzustufen, wurden uns aber dann doch noch genommen: Der Teilnehmer hatte mit seiner Blackbox am Anfang der Siegerehrung den Veranstaltungsort verlassen - ob er zu den Außerirdischen zurückgekehrt ist oder ob es ein Juroren-Tester aus der Bundeszentrale in Hamburg war, bleibt ein Geheimnis!


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