Europas Jugend forscht für die Umwelt (YEER)

Jugend forscht - Das Magazin | August 2000

Ein Baustein für das europäische Haus

YEER-Wettbewerb 1994 in Köln

Mit einem Bettelbrief im Jahre 1989 fing alles an: Eine russisch-deutsche Handelsdelegation aus Hamburg hatte mit uns eine Reise für die Bundessieger in die damalige UdSSR geplant. Es sollten nicht nur Moskau und Leningrad besichtigt werden, auch das Raumfahrtzentrum "Kosmodrom" in Kasachstan wollte seine Tore für die deutschen Nachwuchsforscher öffnen. Weil jedoch das Geld für die Flüge fehlte, schrieb die Geschäftsstelle mehr als hundert große Unternehmen an, die wegen ihrer wirtschaftlichen Beziehungen zur UdSSR als Sponsoren in Frage kamen.

Unter den Antworten gab es nur eine positive Reaktion - und die kam aus der Zentrale der Deutschen Bank. Dort wollte man aber nicht die Reise finanzieren, sondern fragte an, ob Jugend forscht daran interessiert sei, gemeinsam mit der Deutschen Bank einen internationalen Wettbewerb durchzuführen.
Interesse hatten wir - und damit eine Menge Arbeit für die nächsten Monate. Die Konzeptionsphase des neuen Wettbewerbs fiel nämlich mitten in die Vorbereitungen zum 25-jährigen Jubiläum des Wettbewerbs Jugend forscht. Im Juni wurde der Vertrag vom damaligen Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Hilmar Kopper, und vom Kuratoriumsvorsitzenden der Stiftung Jugend forscht, Bundesforschungsminister Dr. Heinz Riesenhuber, unterzeichnet. Mindestens zehn europäische Partnerländer sollten gefunden werden, damit ein Wettbewerb stattfinden konnte. Als am 22. November 1990 die Deutsche Bank ihre Türen für die jungen Nachwuchswissenschaftler öffnete, trafen junge Leute aus insgesamt 18 europäischen Ländern ein. Besonders erfreulich war die Teilnahme von Mädchen und Jungen aus osteuropäischen Ländern - der Tschechoslowakei, Ungarn, Bulgarien und der Sowjetunion.

"Umwelt kennt keine Grenzen" - unter diesem Motto stand die erste Veranstaltung, die am 25. November mit einer feierlichen Preisverleihung ihren glanzvollen Abschluss fand. Das Interesse der Presse war sehr groß, wir waren uns einig: Der Wettbewerb war ein voller Erfolg und sollte im kommenden Jahr wieder stattfinden, zumal sechs weitere Länder bereits ihre Teilnahme zugesagt hatten. Und so wurde aus dem Experiment eine langfristige Verpflichtung, den europäischen Nachwuchs in den Naturwissenschaften und der Technik zu fördern.

Jedes Jahr nahmen mehr Länder teil. Jedes Jahr wuchs die Zahl der Teilnehmer und mit ihr die Zahl der Projekte. Und jedes Jahr wurde ein neuer Standort für die Austragung des Wettbewerbs ausgewählt: Ob das Hygienemuseum in Dresden, das Deutsche Museum in München, das Neue Rathaus in Leipzig oder das alte Rathaus in Bremen, bei jedem Wettbewerb wurden die Ausstellungsstände für die Forschungsprojekte von Frankfurt zu den Veranstaltungsorten transportiert, wurden Organisations- und Pressebüros eingerichtet, die dann von Juroren, Partnern aus den Kooperationsländern und dem YEER-Team für fünf Tage zu Orten höchster Betriebsamkeit wurden. Auch das Rahmenprogramm war immer wieder neu zu planen. Vielfältig, anspruchsvoll und jugendgerecht sollte es sein: Neben den Baudenkmälern der jeweiligen Städte gab es Kunst und Musik vom Feinsten, aber auch Sport und Unterhaltung kamen nicht zu kurz. Höhepunkt eines jeden Wettbewerbs war die Siegerehrung in Anwesenheit des Vorstandssprechers der Deutschen Bank und des Bundesforschungsministers bzw. der -ministerin. 1992 riefen die Deutsche Bank und die Stiftung Jungend forscht das YEER-Forschungscamp ins Leben, das seitdem alljährlich - ebenfalls an unterschiedlichen Standorten - durchgeführt wird.

Zwei Jahre später erhielt unsere internationale Initiative ein drittes Standbein: das Kolloquium. Hier treffen sich jedes Jahr europäische Preisträger und Sieger des Wettbewerbs Jugend forscht, um mit Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft aktuelle Umweltthemen zu diskutieren.

In den bisherigen neun YEER-Wettbewerben wurden mehr als 450 Projekte vorgestellt. Und jedes Jahr waren wir aufs Neue von der Breite und der Vielfalt der Themen fasziniert. Ob solarbetriebene Aufzüge aus Malta, die natürliche Aufbereitung von Klärschlämmen in der Ukraine, eine Windmaschine aus Ungarn, Schutz der Fledermäuse in Georgien, Flechten als "Luftmesser" in Schweden oder ein Wellengenerator für die Küsten Hollands - Ideenreichtum und Neugier der jungen Umweltforscherinnen und -forscher sind offenbar wirklich "grenzenlos". Zehn Jahre Europas Jugend forscht für die Umwelt wären nicht möglich gewesen ohne ein engagiertes und leistungsstarkes Team in der Geschäftsstelle und ohne die enge Kooperation mit dem Leiter PR der Deutschen Bank. Zehn Jahre Europas Jugend forscht für die Umwelt liegen hinter uns: Die beiden Initiatoren haben die Idee über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt gemacht und dazu beigetragen, dass in dieser Zeit in 15 europäischen Ländern Wettbewerbe gegründet wurden und inzwischen ein sehr gut funktionierendes Netzwerk von mehr als vierzig Wettbewerbsorganisatoren entstanden ist. Somit hat Europas Jugend forscht für die Umwelt im Geiste der Agenda 21 talentierte Nachwuchswissenschaftler gefördert und die Basis für einen Weltwettbewerb für Jugendliche aus allen Kontinenten geschaffen.

Was jedoch ebenso zählt, sind die vielen persönlichen Glücksmomente, an die wir uns gerne erinnern: die Dankesworte eines jungen Ukrainers, der noch nie vorher sein Land verlassen hatte, oder das slowakische Volkslied, das eine junge Biologin am Lagerfeuer in den Elbauen sang ...

Dr. Uta Krautkrämer-Wagner
 

Die Erstplatzierten von 1990 bis 1998

1990
Moritz von Voss, Peter Wasserscheid, Deutschland

Natürliche Polymermatrixverbunde - neue Anwendungen für Lignine aus dem Organosolv-Verfahren

1991
Marc Andrews, Irland

Jagdverhalten von Strandkrebsen auf Muscheln

1992
Hendrik Küpper, Frithjof Küpper, Martin Spiller, Deutschland

Umweltrelevanz schwermetallsubstituierter Chlorophylle am Beispiel ausgewählter Wasserpflanzen

1993
Lenka Zvirinská, Slovakische Republik

Der Einfluß von Toluol auf das menschliche Erbmaterial

1994
Jan Ivar Øyulvstad, Norwegen

Verhinderung von Überschwemmungen im Gebiet des regulierten Otra-Flusses in Süd-Norwegen

1995
Ákos Honti, Szilárd Pataki, Ungarn

Ein neuer Typ von Windmaschine

1996
Vahap Ozan Kotan, Funda Pepedil, Türkei

Ein neuer Ansatz im Kampf gegen die Umweltverschmutzung

1997
Zoe Claire Bee, Großbritannien

Die Auswirkung von Waschmitteln auf die Oberflächenspannung von Gewässern sowie die Wiederherstellung des natürlichen Gleichgewichts durch Mikroorganismen

1998
Bogdan Tokovenko, Andriy Tovchenko, Ukraine

Luftreinigung durch vollständige Oxidation von Kohlenmonoxid zu Kohlendioxid


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