Diethelm Völcker

Stiftung Jugend forscht e. V. | 1969

Erinnerungen aus seiner Zeit als Landeswettbewerbsleiter Hessen

Diethelm Völcker (2.v.l.) im Gespräch mit Juroren beim Landeswettbewerb Hessen 1973

Überraschungen am Anfang

An einem Wintertag 1965 erschien in meinem Arbeitszimmer im Naturwissenschaftlichen Institut für Lehrerfortbildung in Frankfurt am Main völlig überraschend ein Mitarbeiter des "stern" aus Hamburg mit den Worten: "Klenck ist mein Name - Jugend forscht!" Er fragte mich unumwunden, ob ich den Landeswettbewerb Jugend forscht in Hessen organisieren wolle. Er sei im Auftrag des Hessischen Kultusministers bei mir. Nachdem ich Herrn Klenck erklärt hatte, dass er erst einmal mit dieser Anfrage zu meinem Chef gehen solle, sagte er mir: "Da war ich schon, der möchte nicht!

Das Vorbild für einen naturwissenschaftlichen Wettbewerb "Science Fair" in den USA kannte ich damals schon, weil in Frankfurt in jedem Jahr ein solcher Wettbewerb für die amerikanischen Schüler aus ganz Deutschland in der Highschool in Frankfurt durchgeführt wurde. Ich fand die Idee großartig, so etwas auch für deutsche Schüler zu initiieren, und sagte spontan zu, diese Aufgabe zu übernehmen - natürlich nur dann, wenn die dienstlichen Dinge geklärt seien.

Zu meiner großen Überraschung wurde ich schon wenige Tage später ins Kultusministerium einbestellt und zu einem Gespräch mit dem damaligen Kultusminister Prof. Dr. Schütte eingeladen. Wieder einige Tage später erhielt ich einen Erlass auf dem Dienstweg, mit dem ich beauftragt wurde, den Landeswettbewerb Hessen von der schulischen Seite her zu organisieren. Die Schnelligkeit der bürokratischen Entscheidung hatte mich sehr verblüfft. Ähnliches ist mir nie wieder passiert.

Die Wette

Der zweite Bundeswettbewerb Jugend forscht 1967 fand in Frankfurt-Höchst statt. Patenfirma war die Hoechst AG. Zur Vorbereitung dieses Bundeswettbewerbs, insbesondere der Feierstunde, waren aus dem Verlagshaus Gruner + Jahr Verleger Dr. Gerd Bucerius, Verleger Jahr jr. und Chefredakteur Henri Nannen nach Frankfurt-Höchst gekommen. Als Dr. Bucerius die Jahrhunderthalle der Hoechst AG betrat, in der der Bundeswettbewerb ausgetragen werden sollte, rief er erschrocken aus - temperamentvoll wie er war: "Da gehen ja 3000 Leute rein. Wer soll diese Halle füllen?" Meine Antwort: "Frau Irma Schmidt, Patenbeauftragte der Hoechst AG, und ich." Darauf Dr. Bucerius: "Das schaffen Sie nie - das wette ich!" Ich nahm die Wette an, es ging um eine Kiste Sekt. Gewonnen habe ich. Wenige Tage nach dem Wettbewerb stand eine Kiste Sekt der feinsten Sorte vor unserer Haustür. Frau Schmidt hatte die vielen Busse geordert, die die Schüler von den Schulen des Rhein-Main-Gebiets nach Höchst brachten; ich hatte die Gespräche mit den Schulleitern geführt, um diese zu überzeugen, das Unternehmen zu unterstützen.

Suppe aus der Feldküche der Bundeswehr schafft Verwirrung

Die rund 3000 Gäste der Feierstunde anlässlich des Bundeswettbewerbs 1968 in der Jahrhunderthalle der Hoechst AG – die meisten von ihnen waren Schüler – wurden nach der Feierstunde zum Essen eingeladen. Auf dem weiträumigen Platz vor der Halle hatte eine Versorgungskompanie der Bundeswehr aus Mainz viele Zelte aufgebaut, mit Tischen und Bänken ausgerüstet und mehrere Feldküchen – scherzhaft auch Gulaschkanonen genannt – aufgebaut.

Das Dinner der Honoratioren war im Nobel-Restaurant der Jahrhunderthalle vorgesehen. Als Professor Dr. Winnacker, Vorsitzender des Vorstandes der Hoechst AG, die dampfenden Feldküchen sah, wollt er ganz spontan "auch mal wieder Erbsensuppe aus der Gulaschkanone essen". Er und seine Gäste, Dr. Bucerius, Henri Nannen, der Nobelpreisträger von 1967 Prof. Dr. Manfred Eigen, Prof. Dr. Christiaan Barnard, der am 3.12.1967 in Kapstadt die erste erfolgreiche Herztransplantation durchgeführt hatte, nahmen sogleich Kurs auf die Tische im erstbesten Zelt.

Pfiffige Journalisten und Kameraleute, die das beobachtet hatten, stürzten aus dem Restaurant herbei. Das löste eine gewissen Verwirrung beim Organisationsstab der Hoechst AG aus. Es kostete viel Mühe und Überredungskunst, Prof. Winnacker und seine Ehrengäste nun doch noch zum Dinieren ins Restaurant zu bitten, wo die Bundessieger schon einige Zeit vor leeren Tellern etwas verlegen gewartet hatten.


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