Alumni-Treffen der Bundessieger

Jugend forscht Jahresbericht | August 2006

"Als wäre meine Wettbewerbsteilnahme vor Monaten gewesen – und nicht vor Jahrzehnten"

"Jugend forscht ist ein ganz besonderer Wettbewerb, der in meinem Leben eine große Rolle gespielt hat." So sieht es Andreas von Bechtolsheim 32 Jahre nach seinem Bundessieg im Fachgebiet Physik. Eine Erfahrung und Wertschätzung, die der Mitbegründer und heutige Senior Vice President und Chief Architect von SUN Microsystems mit den meisten der insge­samt 460 Bundessiegerinnen und Bundessieger von Jugend forscht teilen dürfte.

Wie sehr sich gerade die erfolgreichsten Teilnehmer der vergangenen vier Jahrzehnte noch immer mit der Idee und den Zielen des Wettbewerbs ver­bunden fühlen, zeigte sich eindrucksvoll bei ihrem ersten Alumni-Treffen. Mehr als ein Drittel aller Bundessieger folgte der Einladung der Stiftung Jugend forscht e. V. und der Forschungszentrum Jülich GmbH nach Aachen und Jülich, um vom 16. bis 18. Juni 2006 Erinnerungen aufzufrischen und neue Gemeinsamkeiten zu entdecken.

Von denen, die nicht kommen konnten, waren nicht wenige zumindest im Geist dabei. So auch Andreas von Bechtolsheim, der kurzfristig absagen musste und seine Grüße daher schriftlich übermittelte. Aus gutem Grund: Er steckte gerade in einer wichtigen Entwicklungsphase der "Bechtolsheim-Maschine" – wie man sie in Silicon Valley ehrfurchtsvoll nennt –, die der weltweit leistungsfähigste Computer auf dem Markt werden soll. Sehr stimmungsvoll begann das Alumni-Treffen am Freitagabend in Aachen: mit dem Welcome-Dinner im Krönungssaal des historischen Rathauses, an dem auch zahlreiche Ehrengäste, darunter die Aachener Bürgermeisterin und der Jülicher Bürgermeister, teilnahmen. Bei der Begrüßung erklärte Prof. Dr. Joachim Treusch, Vorstandsvorsitzender der Forschungszentrum Jülich GmbH, die enge Verbindung zu Jugend forscht: "Der Wettbewerb bringt den Wissenschaftsnachwuchs hervor, den wir in Einrichtungen wie dem Forschungszentrum Jülich hervorragend einsetzen können." Das Forschungszentrum unterstützt Jugend forscht seit 20 Jahren als Preisstifter von Forschungspraktikumsplätzen und seit fünf Jahren als Pateninstitution des Jülicher Regionalwettbewerbs.

Diesen Einsatz würdigte auch Dr. Uta Krautkrämer-Wagner, Geschäftsfüh­rerin der Stiftung Jugend forscht e. V., bei ihrem herzlichen Dank für die gemeinsame Ausrichtung des Events. Zugleich wies sie auf die großzügi­ge Unterstützung der Veranstaltung durch mehrere Sponsoren hin: das Magazin stern, die Deutsche Bank, die den deutschsprachigen Siegern des internationalen Wettbewerbs "Europas Jugend forscht für die Umwelt" die Teilnahme an der Veranstaltung ermöglichte, sowie die drei Unternehmen BASF AG, Bayer AG und EADS Deutschland GmbH, die sich vom ersten Tag an bei Jugend forscht als Partner engagieren. Anschließend erinnerte Frau Dr. Krautkrämer-Wagner mit einer Zusammenstellung zahlreicher Schnappschüsse aus dem Jugend forscht Archiv an Menschen und Momen­te aus 40 Jahren Wettbewerbsgeschichte.

Für beste Stimmung und großen Applaus sorgte auch der Solist Wolfram Huschke, der bei seinen musikalischen Intermezzi mit einem traditionellen sowie einem elektrischen Cello mühelos den Bogen von Johann Sebastian Bach bis zu Jimi Hendrix schlug und ebenso spontan wie gekonnt einen "Forscher-Blues" improvisierte.

Forschen und Feiern: Beides gehörte von Beginn an zu Jugend forscht. Und bildete auch die Eckpunkte für das dreitägige Alumni-Treffen der Bundes­sieger unter dem Motto "40 Jahre Jugend forscht – 50 Jahre Forschungszen­trum Jülich". So zählten Einblicke in aktuelle Wissenschaftsprojekte, Aus­blicke in die Zukunft von Forschern und Forschung in Deutschland und Rückblicke auf vergangene Wettbewerbszeiten ebenso zum Programm wie das Welcome-Dinner, eine Festversammlung und eine Sommernachtsparty. Im Mittelpunkt aller Veranstaltungspunkte stand der fachübergreifende Erfahrungsaustausch zwischen den Bundessiegergenerationen. Alle Jahr­gänge seit Wettbewerbsgründung waren zumindest durch einen ehemali­gen Jungforscher oder eine ehemalige Jungforscherin vertreten. So wurde das erste Wettbewerbsjahr von Theodor Hildebrand repräsentiert, der 1966 mit der Arbeit "Planung und Bau eines elektronischen Rechenautomaten" teilgenommen hatte und heute IT-Manager bei einem französischen Un­ternehmen ist. Von den aktuellen Bundessiegern war Robert Bamler nach Jülich gekommen. Er hatte erst wenige Wochen zuvor mit dem Projekt "Lexikon in der Hosentasche" den ersten Platz im Fachgebiet Mathematik/Informatik errungen. Seine Entwicklung ermöglicht die mobile Nutzung der Internet-Enzyklopädie Wikipedia auf einem iPod.

"Eine Gesellschaft, die sich auf die Zukunft vorbereitet, muss die Fähigkeit entwickeln, Talente zu entdecken und zu fördern und ihre Originalität zu erkennen", forderte Dr. Annette Schavan bei der Festversammlung des Alumni-Treffens am Samstagvormittag im Forschungszentrum Jülich. Nach Ansicht der Bundesbildungsministerin und Vorsitzenden des Kura­toriums der Stiftung Jugend forscht e. V. ist der Wettbewerb seit 40 Jahren ein äußerst wirksames Instrument zur Förderung des naturwissenschaft­lich-technischen Nachwuchses in Deutschland und hat auch in Zukunft Vorbildcharakter.

Es folgte ein Festvortrag der Leibniz-Preisträgerin Prof. Dr. Gisela Anton, die einen Bogen von ihrer Bundessiegerarbeit in der Physik im Jahr 1975 bis hin zu ihrer aktuellen Forschungsarbeit und ihrem ehrenamtlichen Engagement als Sprecherin der Bundesjury von Jugend forscht schlug. Im Anschluss diskutierte eine Podiumsrunde, moderiert von Ranga Yogeshwar, die Frage "Gehen Deutschland die Naturwissenschaftler und Ingenieure aus?". Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik – darunter DFG-Präsident Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker und VDI-Direktor Dr. Willi Fuchs – erörterten, wie gut Deutschland wirklich gerüstet ist, die künftig benötigten Fachkräfte zu finden und zu fördern. Ferner wiesen sie auf Lösungswege wie auch Widrigkeiten bei der weiteren "Suche nach den Forschern von morgen" hin. So ist dieses Motto, das Henri Nannen als Initiator von Jugend forscht für die erste Wettbewerbsrunde im Dezember 1965 formulierte, aktueller denn je. Schließlich sind nach übereinstimmen­der Aussage von Ministerin und Diskutanten die Bereiche Bildung, Wis­senschaft und Forschung entscheidend für die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft und die wesentliche Quelle für Wohlstand, Lebensqualität und soziale Sicherheit in Deutschland.

Theorie und Praxis lagen bei Jugend forscht schon immer dicht beiein­ander – so auch beim ersten Alumni-Treffen. Nach dem morgendlichen Gedankenaustausch über Grundlagen und Herausforderungen der Wissen­schaft standen am Samstagnachmittag mehrere Exkursionen in die Welt der Forschung an, die sich in Jülich seit 1956 in bemerkenswertem Umfang und mit besonderem Erfolg entwickelt hat. Vom schnellsten Rechner Europas bis zur Funktion des menschlichen Gehirns, von Mikroorganis­men bis zu Pflanzen, von Wasser und Boden über neue Energiequellen bis zur Atmosphäre, von physikalischer Grundlagenforschung bis hin zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Schülerlaboren – das Forschungszentrum präsentierte sich den ehemaligen Bundessiegern in seiner ganzen Bandbreite und Leistungsfähigkeit. 

Darüber hinaus stellte es seine Qualitäten auch als Gastgeber der abend­lichen Party unter Beweis. Auf der Terrasse des Seekasinos sonnten sich die Gäste, schwelgten in der gemeinsamen Vergangenheit, tanzten zur Discomusik und wurden spätestens zu diesem Zeitpunkt wieder, was sie schon immer waren: Jufos. "Als wäre meine Wettbewerbsteilnahme vor Monaten gewesen – und nicht vor Jahrzehnten", fasste ein ehemaliger Bun­dessieger seine Gefühle in Worte und beschrieb so treffend die Stimmung der Veranstaltung.

Das erste Alumni-Treffen führte nicht nur zu Rückblicken in die Vergan­genheit, sondern auch zu Ausblicken in die Zukunft von Jugend forscht. Dafür sorgte auch ein Workshop, bei dem die ehemaligen Bundessieger ihre Vorstellungen über die weitere Entwicklung der Alumni-Arbeit einbringen konnten. Dabei zeigte sich das besondere Interesse, den ein­geleiteten Erfahrungsaustausch zwischen den Bundessiegergenerationen fortzusetzen und auszubauen: durch künftige Treffen wie auch durch die Einrichtung eines entsprechenden Forums im Internet.

Und da sich Jungforscherinnen und Jungforscher seit jeher auch durch ihre besondere Einsatzbereitschaft ausgezeichnet haben, wurde sogleich eine Arbeitsgruppe mit dem Ziel gegründet, zusammen mit der Geschäfts­stelle der Stiftung Jugend forscht e. V. eine geeignete Internetplattform zu entwickeln und zu etablieren. Einmal Jufo, immer Jufo – das hat das erste Alumni-Treffen eindrucksvoll bestätigt.


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