Summer of '96
Stiftung Jugend forscht e. V. | 2015
Katja Schmitz – 5. Preis Chemie 1995
Es ist allgemein bekannt, dass Jugend forscht Teilnehmer sich für Naturwissenschaften begeistern und dabei eine überdurchschnittliche Portion Neugier an den Tag legen. Trotz dieser allgemeinen Grundvoraussetzungen lassen sich dennoch grob zwei Kategorien von Jufos unterscheiden: Der Großteil aller Teilnehmer ist mit Engagement bei der Sache, feilt lange und gründlich an angemeldeten Projekten und ist dann irgendwann so im Wettbewerbsfieber, dass eine erneute Teilnahme nicht ausgeschlossen werden kann. Und dann gibt es Kandidaten wie Katja Schmitz: Ihr Engagement ist so groß, dass man fast das Gefühl haben könnte, sie tue nichts anderes als forschen, tüfteln, schreiben. Trotzdem ist sie weit davon entfernt, ein einsiedlerisches Leben zwischen Bibliothek und Labor zu führen. Katja Schmitz hat Freunde, geht aus, treibt Sport, mischt mit. Und ihre Begeisterung für Jugend forscht lässt sich in Zahlen dokumentieren. Sieben Mal nimmt sie teil, stellt dabei zehn Arbeiten vor. Und das auch noch überaus erfolgreich. Ganze fünf Mal überzeugt Katja Schmitz die Jury auf Landesebene und wird Erstplatzierte, beim Bundeswettbewerb wird ihr Eifer mit einem fünften und einem dritten Platz belohnt. Besonders bemerkenswert ist dabei die Tatsache, dass Katja Schmitz sich nicht auf ein Thema spezialisiert, sich nicht einmal auf ein Fachgebiet festlegen lassen will. Während sie sich 1995 noch in chemischen Gefilden bewegt und die Oxalsäure untersucht, ist sie bereits 1996 der elektrostatischen Aufladung von Teppichböden auf der Spur. Es scheint nicht übertrieben, Katja Schmitz als vielseitig interessiertes Allround-Talent zu beschreiben.
Talent und Begeisterungsfähigkeit für Naturwissenschaften werden von Jugend forscht gefördert. Klar gibt es Platzierungen, klar sind auch die entsprechenden Preisgelder ein Anreiz für die jungen Forscher. Es gibt allerdings Sonderpreise (und da würde auch Katja Schmitz zustimmen), die in vielerlei Hinsicht "wertvoller" sind als ein erster Platz. Studienreisen in die USA zum Beispiel.
Gleich zwei davon gewinnt Katja Schmitz - 1995 verbringt sie ihren Sommer im Smith College für Mädchen, 1996 darf sie an einem Sommerprogramm der Universität von Rhode Island teilnehmen. Ihre begeisterten Berichte beweisen, dass es genau die Richtige getroffen hat und dass die Mitarbeit in einem Forschungsinstitut für die Preisträger ein ganz besonderes Erlebnis ist. Nicht nur die professionellen Erfahrungen, auch die vielen persönlichen Kontakte und Impulse, die ein längerer Aufenthalt in einem fremden Land mit sich bringt, veranlassen Katja Schmitz zu der Aussage: "Im Sommer '96 habe ich die sechs wohl aufregendsten Wochen meines Lebens verbracht".
Ob sie das heute noch genauso sieht? Auch nach ihrem Aufenthalt in den USA geht es für Katja Schmitz aufregend weiter. Mit einem Traum-Abi und dem Notendurchschnitt 1,0 in der Tasche schreibt sie sich an der Universität Bonn für ein naturwissenschaftliches Studium ein. Auch ein Verdienst von Jugend forscht? Könnte sein. "Ohne Jugend forscht wäre ich jetzt wahrscheinlich im Begriff, Altgriechisch oder yukatekisches Maya zu studieren. Durch den Wettbewerb haben sich meine Schwerpunkte ganz deutlich zu den Naturwissenschaften verlagert." Zwar kann sie sich, wie schon bei den Wettbewerben, zunächst nicht zwischen Physik und Chemie entscheiden, gibt dann aber doch der Chemie den Vorzug. Obwohl sie dafür ihren früheren Traum einer wissenschaftlichen Karriere bei der NASA aufgeben muss.
Katja Schmitz' weiterer Lebensweg belegt, dass die Entscheidung nicht die schlechteste war. In kürzester Zeit und mit finanzieller Unterstützung der Studienstiftung des Deutschen Volkes absolviert sie ihr Studium. Erfolgreich, versteht sich. Sie gewinnt mehrere Preise bei diversen Wettbewerben, absolviert Praktika in renommierten Forschungseinrichtungen und besucht internationale Tagungen, auf denen sie sogar eigene Vorträge hält. Ihre durchweg positiven Auslandserfahrungen setzen sich fort: Das Chemie-Talent absolviert sein Fortgeschrittenen-Praktikum in Oxford und lernt nach der Diplomarbeit Spanisch in Salamanca.
Von 2002 bis 2005 promoviert Katja Schmitz an der Universität Bonn. Im Anschluss geht es dann wieder in die USA, wo sie eine der begehrten Postdoktorate im Labor der Harvard Media School in Boston ergattert. Man könnte annehmen, dass ein solches Arbeitspensum wenig Zeit für Privatleben lässt. Katja Schmitz hält - wie sollte es anders sein – dagegen. Neben ihrer Arbeit organisiert sie einen deutschen Stammtisch in Boston, treibt Sport und trifft Freunde im MIT Euro-Club. Sie wird zur Fachschaftsvorsitzenden gewählt, ist Chefredakteurin der Fachschaftszeitschrift Plumbum, betreut im Rahmen eines Mentoren-Programms einen Schüler bei seinem Science Fair Projekt, zeichnet und liest, und hinterlässt ganz allgemein den Eindruck, dass ihre Tage mindestens 48 Stunden haben müssten.
Nach schönen Jahren in den USA zieht es sie 2007 zurück nach Deutschland. Am Institut für Organische Chemie des Karlsruher Instituts für Technologie erhält sie eine Stelle als Nachwuchsgruppenleiterin. 2011 folgt dann der vorerst letzte Höhepunkt ihrer Karriere. Sie wird Professorin für Biologische Chemie am Clemens-Schöpf-Institut für Organische Chemie und Biochemie der TU Darmstadt.
Das Geheimnis ihres Erfolgs beschreibt Katja Schmitz in ihren Reiseberichten aus Rhode Island. Dort steht, wie sie "in Fachliteratur schmökert, um dem Rätsel des Protons auf die Spur zu kommen". Wenn man es so ausdrückt, hört sich die Chemie spannender an als mancher Bestseller. Das ist es also: Katja Schmitz machen die Naturwissenschaften einfach Spaß.
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