Mein Name ist Hase
Stiftung Jugend forscht e. V. | 2006
Marec Hase – Landessieger (Nordrhein-Westfalen) Technik 1989
Im Leben von Marec Hase dreht sich alles ums Rad. Genauer gesagt: ums Fahrrad. Marec Hase gehört zu der kleinen, oft beneideten Gruppe von Menschen, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Bereits mit drei Jahren beginnt er angeblich, an Rädern herumzuschrauben. Zunächst ist es sein Dreirad. In den folgenden knapp 15 Jahren vervollkommnet er seine Fähigkeiten so weit, dass er 1989 beim Landeswettbewerb von Jugend forscht in Nordrhein-Westfalen den 1. Platz mit der Konstruktion eines Tandemdreirads im Fachgebiet Technik gewinnt. Damit qualifiziert er sich für die Teilnahme am Bundeswettbewerb. Doch der Erfolg bei Jugend forscht krönt nicht nur Marec Hases Karriere als Hobby-Bastler. Vielmehr entpuppt er sich auch als Einstieg in seine berufliche Zukunft.
Bis dahin allerdings ist es ein langer Weg. Zunächst werkelt der 1971 in Hattingen geborene Marec Hase an allem herum, was ihm in die Finger kommt. "Aus irgendwelchem Krempel wurde etwas zusammengeschustert", beschreibt er diese Zeit. Sehr bald aber drehen sich seine Gedanken nur mehr ums Fahrrad: "Für mich war es das Gerät, an dem man ausprobieren und verändern konnte. Mit zehn, zwölf habe ich mich viel mit Fahrädern beschäftigt, habe an Kinder-Kettcars fünf Gänge eingebaut, hatte Fahrräder mit unterschiedlich großen Laufrädern und habe aus alten Fahrrädern Dreiräder gebaut."
Das Jahr 1987 schließlich stellt eine echte Weichenstellung in Marec Hases Leben dar. So klar ist ihm das in diesem Moment vermutlich gar nicht. Zunächst hat er nur ein Ziel. Mit einem selbst gebauten Fahrrad will er gemeinsam mit Freunden im darauffolgenden Sommer eine Fahrradtour in den Niederlanden bestreiten. Da einer der Freunde blind ist, entschließt sich Marec Hase, ein tourenfähiges Tandemdreirad zu konstruieren. "Martin konnte vorn auf seinem Sitz den Fahrtwind spüren und ich ihm die Landschaft schildern", beschreibt Marec Hase die zweiwöchige Tour durch Holland.
Entwicklung und Bau des Fahrzeugs empfindet er als spannend. Er sagt jedoch: "Da ich in die Fahrradmaterie so langsam hineingewachsen bin, hatte ich nicht das Gefühl, etwas Besonderes geleistet zu haben." Daher wehrt er sich auch zunächst gegen den Vorschlag seiner Mutter, bei Jugend forscht teilzunehmen. Doch dann macht er mit – noch dazu mit viel Erfolg. Und auch im Folgejahr ist er wieder dabei. In der ersten gesamtdeutschen Wettbewerbsrunde 1990 erringt er den 2. Platz beim Landeswettbewerb, diesmal mit einem faltbaren Liegerad, einer Weiterentwicklung seines siegreichen Vorjahresmodells. 1992 nimmt er noch einmal teil, diesmal mit zwei nebeneinander gekoppelten Liegerädern. "Die Teilnahme an dem Wettbewerb hat mich angespornt, mein Hobby weiter zu vertiefen", meint Marec Hase rückblickend. "Den Wettbewerb habe ich immer weiterempfohlen, denn der eigentliche Gewinn ist, dass das Interesse der Öffentlichkeit auf Arbeiten von Jugendlichen gelenkt wird."
Das aber ist nur die halbe Wahrheit. Denn tatsächlich wird das Hobby jetzt zur Profession. Bis zur Jugend forscht Teilnahme ist das Basteln an Fahrrädern vor allem "Spielerei", erinnert sich Marec Hase, "erst die Diskussionen mit der Jury und den anderen Teilnehmern machten mir klar, dass daraus mehr werden könnte". Nach Schule und Zivildienst absolviert er zunächst eine Lehre als Feinmechaniker. Eigentlich will er im Anschluss Maschinenbau studieren, doch dann fasziniert ihn das Handwerk so sehr, dass er diesen Plan verwirft. Stattdessen entschließt sich der erst 21-Jährige – mit der nötigen Portion Mut und Selbstbewusstsein – den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen: 1994 gründet er gemeinsam mit einem Ingenieur aus dem Flugzeugbau die Firma "Hase-Spezialräder". Firmensitz ist zunächst die väterliche Garage.
Das erste Serienmodell heißt "Lepus", lateinisch für "Hase": ein stabiles Dreirad, das vor allem zu Rehabilitationszwecken eingesetzt wird. "Es wird Zeit, dass neben den AOK-Shoppern", wie der Jungunternehmer die normalen Rollstühle nennt, "neue sportliche Flitzer angeboten werden." Nach und nach entwickelt Marec Hases Firma eine ganze Palette von handgefertigten Dreirädern, Tandems und sportlichen Liegerädern. Bald werden sie auch europaweit verkauft. Die Firma expandiert: 2001 zieht die Radmanufaktur in die 1000 Quadratmeter große Lagerhalle der ehemaligen Zeche Hibernia in Waltrop nahe Dortmund um. Heute beschäftigt der Radspezialist 16 Mitarbeiter. 2003 rollten 650 Hase-Räder, die meisten Sonderanfertigungen, aus der Montagehalle. In diesem Jahr sollen es 20 Prozent mehr werden. Vom erfolgreichen Jungforscher zum aufstrebenden Mittelständler: Marec Hases Biografie beweist, dass Jugend forscht dem Lebenslauf beizeiten den richtigen "Dreh"geben kann.
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