Eine Zukunft in den Sternen
Stiftung Jugend forscht e. V. | 2022
Vanessa Guthier – Bundessiegerin im Fachgebiet Geo- und Raumwissenschaften 2022
Bereits in der 8. Klasse ist Vanessa Guthier klar, dass Astronomie und Physik ihre großen Leidenschaften sind. Zu diesem Zeitpunkt hält die Heppenheimerin Ausschau nach einer Schule, die ihre Begeisterung für die Sterne und die Naturwissenschaften teilt und fördern kann. Als sie die Sternwarte der Landesschule Pforta in Naumburg beim Tag der offenen Tür kennenlernt, steht ihre Entscheidung fest und die Jungforscherin wechselt in der 9. Klasse an den naturwissenschaftlichen Zweig des Internats. Die Begeisterung hält an und im Frühjahr 2021 beginnt die Schülerin im Rahmen eines schulischen Forschungsprojekts ein zweiwöchiges Praktikum am Max-Planck-Institut für Kernphysik (MPIK) in Heidelberg. Die Idee für ihr Forschungsthema kommt dann von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des MPIKs und diese Fragestellung hat es in sich: Können Sternenhaufen Gammastrahlung erzeugen und welche Bedingungen müssen dafür erfüllt sein? Vanessa Guthiers erster Eindruck, als sie von dem Vorschlag erfährt, ist: Das Thema ist sehr weit weg vom Schulstoff, aber genau deshalb so interessant! „Am Anfang war mir das Thema noch unbekannt, ich wusste nur, es geht um Astronomie, und das hat mir gereicht“, berichtet die Nachwuchsforscherin im Rückblick. Sie beginnt, sich in das Thema einzuarbeiten und stellt schließlich Fragen, die selbst die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts in Erklärungsnot bringen. „Da habe ich erkannt, dass es hier noch viel zu entdecken gibt und dass ich als Schülerin einen Beitrag zur aktuellen Forschung leisten kann“, erklärt Vanessa Guthier. Und tatsächlich gelingt es ihr Bedingungen zu finden, die erfüllt sein müssen, damit ein Sternenhaufen Gammastrahlung erzeugt. Sie schreibt ein Computerprogramm, mit dem die von ihr gefundenen Bedingungen identifiziert werden können und erzielt so einen wichtigen Erkenntnisgewinn für die weitere Forschungsarbeit.
Wertvolle Wettbewerbserfahrungen
Nach dem Praktikum nutzt Vanessa Guthier ihre Forschungsergebnisse für die Erstellung einer „Besonderen Lernleistung“ im Rahmen des schulischen Unterrichts – und investiert dabei viel Zeit und Energie in die Weiterentwicklung des Projekts. Auch an den Wochenenden schreibt sie an ihrer Forschungsarbeit. Ein Lehrer empfiehlt ihr, sich bei Jugend forscht zu bewerben. „Erst habe ich mir keine großen Gedanken gemacht. Vor den Jurygesprächen war ich dann zwar nervös, aber ich hatte ja nichts zu verlieren“, berichtet die Jungforscherin. Beim Regionalwettbewerb Anfang 2022 nimmt ihre Begeisterung Fahrt auf: „Ich habe gemerkt, wie cool es ist, vor interessierten Menschen zu präsentieren. So viel Fachinteresse hat meinen Ehrgeiz angespornt und gleichzeitig den Spaßfaktor erhöht. Ich habe richtig gute Gedankenimpulse bekommen und habe erkannt, wie viel wertvollen Input ich von dem Wettbewerb mitnehmen kann. Das war genau das, was ich die ganze Zeit gesucht hatte“, betont die Heppenheimerin.
Ein Netzwerk Gleichgesinnter
Am Ende schafft sie es mit ihrem Forschungsprojekt bis in 57. Bundesfinale von Jugend forscht, das im Mai in Lübeck stattfindet. Dort erringt Vanessa Guthier nicht nur den Bundessieg im Fachgebiet Geo- und Raumwissenschaften, sondern erhält auch die Einladung zum European Union Contest for Young Scientists 2022 und den Preis für eine Arbeit auf dem Gebiet der Astronomie der Astronomischen Gesellschaft. Neben diesen Auszeichnungen sind es aber vor allem die vielen persönlichen Begegnungen bei Jugend forscht und der Impuls für ihre eigene Entwicklung, von denen die Jungforscherin auch anschließend noch zehrt: „Auf dem Bundeswettbewerb habe ich eine so wertvolle Gruppe von Menschen kennengelernt. Da ist mir bewusst geworden, dass es viele Menschen gibt, die sich gegenseitig in ihren Forschungsinteressen unterstützen. Viele Teilnehmende des Bundesfinales haben noch immer Kontakt zueinander und die Hilfsbereitschaft untereinander gibt mir Kraft und Motivation, meine Forschung als junge Nachwuchswissenschaftlerin weiterzuführen. Diese Gruppe zeigt mir, dass wir als junge Menschen in der Forschung gemeinsam viel erreichen können.“
Vorbild gesucht – und gefunden
Die Begeisterung, die Vanessa Guthier so beflügelt, kann sie bereits beim Bundeswettbewerb in Lübeck weitergeben: Am Besuchstag für die Öffentlichkeit fällt der Jungforscherin ein junges Mädchen auf, das längerer Zeit an ihrem Ausstellungsstand verbringt. Die Schülerin spricht das Mädchen an und merkt schnell, dass sie bereits Vorwissen in der Astronomie mitbringt. Die beiden kommen ins Gespräch und Vanessa Guthier beschreibt die Begegnung rückblickend als ein Erlebnis, das ihr in besonderer Erinnerung geblieben ist: „Ich habe mich selbst in diesem Mädchen wiedererkannt und ich hoffe, ich konnte ihr in diesem Moment ein Vorbild sein und Motivation mitgeben. Denn mir haben in diesem Alter die weiblichen Vorbilder in der Astronomie gefehlt.“
Ein aufgehender Stern in Forschung und Lehre
Und wie geht es weiter mit ihrer Forschung? Die Kriterien, die Vanessa Guthier zur Identifikation von Gammastrahlung entwickelt hat, werden innerhalb einer internationalen Forschungszusammenarbeit des Centre for Astroparticle Physics (ECAP) in Erlangen und dem Laboratoire astroparticule and cosmologie (APC) in Paris genutzt und weiterentwickelt. Die Bundessiegerin darf an den Besprechungskonferenzen der Forschungsgruppe teilnehmen und es ist eine Veröffentlichung geplant, bei der sie als Mitautorin beteiligt sein könnte.
Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass sich die Heppenheimerin für ein Physikstudium an der Universität Heidelberg entscheidet, mit dem sie im Wintersemester 2022 startet. Und sie überlegt, später einmal eine Professur in der Astronomie anzustreben: „Lehren und das Präsentieren vor anderen Menschen, das kann ich mir gut vorstellen. Wenn man im Gesicht des Gegenübers den 'Aha-Moment' erkennt, das ist das Größte!“
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