Ein paar Mal USA und zurück
Stiftung Jugend forscht e. V. | 2006
Joachim Sasse – Bundessieger Chemie 1970
Das erste eigene Laboratorium finanziert er sich mit einem Job bei der Post. Damals, in Berlin, als 19-jähriger Abiturient des Albert-Schweitzer-Gymnasiums, ist es sein größter Berufswunsch, einmal Chemiker bei der Bayer AG zu werden. Doch in jenem Jahr 1970 erfährt das Leben von Joachim Sasse eine andere Weichenstellung. "Schuld" daran ist Jugend forscht. Sasses Arbeit "Gel-Permeations-Chromatografie von Polystyrolen" ist nach Ansicht der überaus kritischen Jury beim 5. Bundeswettbewerb in Leverkusen nicht nur gut – sie ist sogar sehr gut. Dem aufstrebenden Nachwuchsforscher bringt sie den Bundessieg im Fachgebiet Chemie ein. Und als Zugabe gewinnt er eine gemeinsame Reise mit den sechs anderen Bundessiegern nach Japan.
Der lange Trip gen Osten bringt reichlich Zeit für intensive Gespräche innerhalb der jugendlichen Reisegruppe. Der junge Sasse tauscht sich vorzugsweise mit dem Bundessieger im Fachbereich Biologie, Frank Riemann, aus. Und Riemanns Ausführungen sind es schließlich auch, die Joachim Sasse für die Biologie begeistern, so dass er nach dem Vordiplom sein Chemiestudium in Berlin gegen ein Studium der Biochemie in München eintauscht – auch weil dort seinerzeit einer der "Biochemie-Päpste" Deutschlands lehrt. Am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried promoviert der junge Biologe schließlich, um sich gleich darauf nach Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania aufzumachen. An der dortigen Universität wird die "monoglonale Antikörperforschung" für die kommenden Jahre sein Forschungsmittelpunkt. Als Post-Doc und Assistent verbringt er viel Zeit in den Laboratorien der Universität in Amerikas Sonnenstaat. Sasses erfolgreiche Forschungsarbeit spricht sich herum. Schließlich erhält er sogar den Ruf an die Elite-Universität Harvard in Boston/Massachusetts.
"Mobilität – nicht nur geografische – und Flexibilität, das ist das Wichtigste für alle jungen Forscher, sonst ist keine Karriere zu machen", ist Sasses Rat an Jüngere, den er auch selbst befolgt. So zum Beispiel, als er 1985 zusammen mit einem ehemaligen Münchener Studienkollegen in eine Biotechnologie-Firma einsteigt und den erfolgreichen Versuch unternimmt, die deutsch-amerikanischen Unternehmensbeziehungen im Bereich der Biotechnologie zu fördern. Gleichzeitig arbeitet er als Professor für Biochemie und Molekularbiologie an der Tampa University of South Florida
1999 folgt dann ein weiteres Projekt. Sasse beginnt, ein in den USA auf dem Gebiet der Knorpeltransplantation führendes Unternehmen im deutschen Markt zu positionieren. "Das Büro hier in Deutschland könnte einmal größer werden als die Firma in den USA, denn Biotechnologie ist in Deutschland stark", prognostiziert er damals. Was in Deutschland nach Sasses Meinung allerdings noch deutlich ausgebaut werden muss, ist die Öffentlichkeitsarbeit von Wissenschaftlern: "Biotechnologen arbeiten zum Wohl der Menschen und können vielen Kranken helfen. Das muss der Öffentlichkeit noch viel deutlicher klar gemacht werden. Und darum ist eine gute PR heute integraler Bestandteil der Forschung geworden."
Überraschend positiv beurteilt der angesehene Forscher dagegen die Ausbildungsmöglichkeiten der Nachwuchswissenschaftler in Deutschland: "Es gibt hier so ausgezeichnete Möglichkeiten an den verschiedenen Universitäten. Dazu das Netzwerk der Max-Planck-Gesellschaften und der Großforschungseinrichtungen. Bessere Bedingungen sind in den USA auch nicht zu finden." Hinzu kommen nach Ansicht Sasses Top-Arbeitsgruppen wie auch junge Unternehmen, die die hohen internationalen Standards voll erfüllen. "Entscheidend ist, dass junge Leute als Post-Doc zwei oder mehrere Stationen in verschiedenen Instituten oder Laboratorien durchlaufen, um dort neue Methoden kennen zu lernen und ihre eigene Flexibilität zu erhöhen – egal ob in den USA oder in Europa. Ohne diese Stationen ist man meines Erachtens nicht anstellungsfähig."
Er selbst hat diesen Weg beschritten. Und der Verlauf seiner Karriere gibt ihm uneingeschränkt Recht: Joachim Sasse ist heute Präsident der US-Firma BioMedTech Laboratories, Inc. in Tampa/Florida, die sich unter anderem mit der Entwicklung von Immunologie- und Membranforschung beschäftigt.
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