Die Würfel sind gefallen
Stiftung Jugend forscht e. V. | 2006
Felix und Daniel Scharstein – Bundessieger Technik 1987
"Die Würfel sind gefallen", schreibt die Presse: Felix und Daniel Scharstein entwickelten einen Roboter, der den so genannten Zauberwürfel (Rubick's Cube) aus jeder Stellung automatisch wieder so dreht, dass auf jeder Seite des Würfels nur noch eine Farbe zu sehen ist. Legt man den Würfel in den Greifer ein, bestimmen zunächst Farbsensoren den aktuellen Grad der "Verdrehung", bevor die vom Computer in Sekundenschnelle errechneten Drehbewegungen von Greifarmen ausgeführt werden. Mit ihrer "Würfelmaschine" gewinnen die Brüder 1987 im Alter von 21 und 20 Jahren den Bundeswettbewerb Jugend forscht im Bereich Technik. Diese unglaubliche Erfindung ist nicht nur den Bundessieg wert, sondern beschert den jungen Tüftlern auch den Sonderpreis des Bundeskanzlers Helmut Kohl für die originellste Arbeit sowie den Sonderpreis der Fachverbände für Unterhaltungselektronik.
Aus "Jungforschern" werden Forscher: Die Wege der beiden Brüder trennen sich, zumindest räumlich, nur drei Jahre nach dem Bundeswettbewerb. Nach einem Informatikstudium an den Universitäten von Hamburg und Karlsruhe kehrt Daniel Scharstein, der Ältere von beiden, Deutschland den Rücken. Ihn lockt das Doktoranden-Programm der renommierten Cornell University in den US-Bundesstaat New York. Dort lernt er seine zukünftige Frau kennen, der er für einen Lehrauftrag an das Middlebury College in Vermont folgt. Am dortigen Lehrstuhl für Computer Science ist Daniel Scharstein mittlerweile Associate Professor und befasst sich vor allem mit dem Thema "Computer Vision".
Forschen und Tüfteln gibt Daniel Scharstein auch heute noch als sein Hobby an. Doch es bleibt auch Zeit für andere Dinge: Einradfahren und "Jonglage", die Daniel Scharstein sicher beherrscht und im Rahmen einer Jubiläums-Parade seiner Universität selbst im Talar vorführt. Dass ehemalige Jugend forscht Gewinner keineswegs nur einseitig interessierte Menschen sind, beweist Daniel Scharstein durch seine Liebe zur Musik. Er spielt Schlagzeug in verschiedenen Uni-Bands und mehrere andere Instrumente, bei denen allerdings nach eigener Auskunft "der Grad der Beherrschung variiert".
Felix Scharstein, ein Jahr jünger als sein Bruder Daniel, ist nicht nur dem Tüfteln und Erfinden, sondern auch Deutschland treu geblieben. Er absolviert in Berlin eine Ausbildung zum Feinmechaniker und baut dort Maschinen, die "mehr oder weniger nützlich", aber immer technisch raffiniert und ästhetisch überzeugend sind. Kleiderbügel für eine Ausstellung im Industriemuseum Euskirchen zum Beispiel. Oder eine Jongliermaschine, die sicher auch seinem Bruder gefallen würde.
Einen Schwerpunkt in der Arbeit von Felix Scharstein erkennt man in Modellen und Maschinen, die sich mit der Physik des Fliegens auseinander setzen. Zusammen mit einem Physiker der Universität Göttingen gründet Scharstein 1995 die Firma Aniprop, um Geräte zu diesem Thema zu entwickeln, die in Physikerkreisen große Anerkennung erfahren und immer wieder in Museen oder auf Ausstellungen zu sehen sind. Momentan konzentrieren sich die beiden Wissenschaftler vor allem auf Entwicklung und Test von Hubflügelgeneratoren, die die physikalischen Prinzipien des Tierflugs umdrehen und so als regenerative Energiequellen (zum Beispiel in Flüssen) genutzt werden können. Das weltweite erste Modell dieser Art wird am 25. Juni 2004 in Augsburg eingeweiht und soll sich nun bewähren.
Die Teilnahme an Jugend forscht bleibt allerdings nicht das letzte gemeinsame Projekt der erfinderischen Brüder: 1994 entwickeln sie die Digitale Sonnenuhr, die auf bisher nie dagewesene Weise die Messung der Zeit mittels der Sonne und modernste Digitaltechnik verbindet. Die Digitale Sonnenuhr nutzt den wechselnden Sonnenstand nach dem gleichen Prinzip wie alle ihre Vorgänger seit 6000 Jahren, wirft aber statt eines einfachen Schattens die Uhrzeit in Schritten von zehn Minuten auf einen waagerechten Spiegel. Die Funktion der patentierten Ziffernanzeige beruht auf der raffinierten Anordnung von zwei gemusterten Schichten, die in ihrer Überlagerung das Sonnenlicht nur in Form der Ziffern durchlassen. In Köln und München stehen mittlerweile zwei große, öffentliche Sonnenuhren der Scharsteins.
Die Würfelmaschine gibt es übrigens nicht mehr. Sie befindet sich heute in den USA. Um sie zu präsentieren, müsste sie aufwändig überholt werden. Wie gut, dass Daniel und Felix Scharstein sich nicht auf ihren Erfolg bei Jugend forscht beschränken, sondern der Welt noch viele andere Erfindungen bescheren.
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