Der Wettbewerbs-"Junkie"

Stiftung Jugend forscht e. V. | 2015

Martin Maas – Bundessieger Mathematik/Informatik 2007

Bundessieger Mathematik/Informatik 2007

Für einige Menschen ist jegliche Art von Wettbewerbssituation nervenaufreibend, strapazierend und geradezu qualvoll. Andere Menschen dagegen lieben die Herausforderung, den Nervenkitzel und stellen sich dieser Situation ganz bewusst. Einer von ihnen ist Martin Maas. Der 19-Jährige aus Lieskau in Sachsen-Anhalt ist ein Wettbewerbs-Junkie – kaum ein Wettbewerb im Bereich Informatik oder Mathematik findet ohne ihn statt.

Seinen ersten Wettbewerb absolviert der damals 10-jährige Martin in der dritten Klasse. Die Sache an sich gefällt dem Schüler zwar, doch bleibt die junge Wettbewerbskarriere zunächst beschränkt auf die alljährliche Teilnahme an der Mathematik-Olympiade sowie an einem Englisch-Sprachwettbewerb. Im Vordergrund stehen für Martin Maas Schule und gute Noten: Er möchte konzentriert mitarbeiten und nicht durch außerschulische Aktivitäten abgelenkt werden. Erst in der neunten Klasse merkt er, dass er auch mit weniger Anstrengung in der Schule sehr gute Noten schreibt und kann so seine Energie in andere Kanäle umleiten. Seit 2002 findet dann kaum ein Wettbewerb mehr ohne ihn statt: Mathematik-Olympiade, Bundeswettbewerb Mathematik, Bundeswettbewerb Informatik, Baltische Informatikolympiade, Zentraleuropäische Informatikolympiade, Internationale Informatikolympiade und eben Jugend forscht. Und stets belegt er einen vorderen Platz. Bei Jugend forscht wird er 2006 mit selbst entwickelten Computerprogrammen für den Physikunterricht auf Anhieb Landessieger in Sachsen-Anhalt. Doch der Termin des Bundeswettbewerbs in Freiburg kollidiert mit der Baltischen Informatikolympiade in Finnland. Martin Maas muss sich entscheiden – und wählt schließlich schweren Herzens Finnland. Zum Jugend forscht Finale schafft er es trotzdem – und zwar ein Jahr später. 2007 setzt er sich mit seiner Verschlüsselungs-Software souverän im Fachgebiet Mathematik/Informatik durch und wird Bundessieger. Mit dem System können Daten im Internet übertragen werden, ohne dass sie für Außenstehende sichtbar sind.

Basis seines Erfolgs ist unter anderem sein umfangreiches Fachwissen, das er sich in den vergangenen 13 Jahren aneignen konnte. Denn sein Interesse für Informatik und Mathematik entwickelt sich schon in der ersten Klasse: Der kleine Martin möchte unbedingt einen Gameboy haben, seine Eltern schenken ihm stattdessen ein – pädagogisch wertvolleres – Lernprogramm für den Computer. Schnell entdeckt Martin auch einen Programmierkurs auf der CD-ROM, den er mit Begeisterung absolviert. Seine erste Programmiererfahrung: die Entwicklung einer Software zur Erstellung von Briefetiketten.

Was reizt ihn so sehr an Wettbewerben? „Die Herausforderung“, sagt Martin Maas, „und außerdem trainiert so eine Wettbewerbsteilnahme: Da lernt man zu programmieren.“ Neben diesen fachlichen Inhalten steht für den Ältesten von vier Geschwistern aber auch der gesellschaftliche Aspekt im Vordergrund: „Man lernt sehr viele nette Leute kennen, es entstehen echte Freundschaften.“ Nicht nur Kontakte zu Jugendlichen aus ganz Europa haben sich so entwickelt, auch seine Freundin hat Maas bei Jugend forscht kennengelernt. Und so zeigt sich mal wieder, dass Jugend forscht nicht nur in der naturwissenschaftlichen Nachwuchsförderung, sondern auch als Kontaktbörse erfolgreich ist.

Darüber hinaus ergeben sich aus den Wettbewerbsteilnahmen nicht selten interessante Angebote. Im Rahmen des Bundeswettbewerbs Informatik werden ehemalige Teilnehmer, die mittlerweile das Internet-Startup „Miaplaza“ mit Sitz im kalifornischen Silicon Valley leiten, auf die Leistungen des Schülers aufmerksam. Heute arbeitet Maas selbst für die Softwarefirma – in Zeiten des Internets problemlos aus dem heimatlichen Lieskau. Vor dem Studium geht es aber noch einmal direkt an den Ort des Geschehens: Drei Monate wird er in Kalifornien verbringen und seinem Traum einer eigenen Softwarefirma vielleicht ein Stück näher kommen.

Mathematik und Informatik sind sein Leben. Doch Martin Maas ist kein Fachidiot, der sich wochenlang hinter seinem Computer verschanzt und fernab des täglichen Lebens Software programmiert. Seine zweite Leidenschaft ist die Musik. Die hat er wohl von seinem Vater, einem Professor für Musikpädagogik, geerbt. Seit er sieben Jahre alt ist spielt er Klavier, schreibt eigene Stücke und spielt in einer Rockband Keyboard. Darüber hinaus interessiert er sich neben Filmen und Büchern auch für Wirtschaft und Politik. So engagiert er sich beispielsweise in einer Existenzgründungsoffensive der Landesregierung Sachsen-Anhalt.

Nachdem Martin Maas nun sein Abi mit der Traumnote 1,0 in der Tasche hat (es hat sich gezeigt, dass er tatsächlich mit weniger Arbeit in der Schule sehr gute Noten erreichen kann) steht erst einmal der Zivildienst an. Langsam geht nun auch die Zeit der Schülerwettbewerbe zu Ende, da eine Teilnahme zumeist nur bis zum Alter von 21 Jahren möglich ist. Doch vor dem definitiven Abschluss dieser beispielhaften Wettbewerbskarriere geht es im August 2007 noch einmal zur Internationalen Informatikolympiade im kroatischen Zagreb.

2008 erhält er einen Studienplatz in "Computer Science with Mathematics" an einer der angesehensten Universitäten der Welt, der University of Cambridge. Für seine Doktorarbeit wechselt er 2011 an die University of California. Es scheint also, dass er auch an amerikanischen Universitäten mit seiner ruhigen, gelassen und hoch konzentrierten Art überzeugt.


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