Ulla Lohmann – Fotojournalistin, Dokumentarfilmerin, Buchautorin

Jugend forscht Alumni News | Oktober 2014

1996 wurde Ulla Lohmann Jugend forscht Bundessiegerin im Fachgebiet Geo- und Raumwissenschaften. Anschließend machte die studierte Geografin als Dokumentarfilmerin und Fotojournalistin Karriere: Sie fotografierte in Chile die höchsten Vulkane der Erde, tauchte ab in die Tiefsee und dokumentierte die Bräuche von Ureinwohnern in Papua-Neuguinea. Im Alumni News Interview berichtet sie unter anderem über ihr neues Buch "Abenteurer Dolomiten", das sie kürzlich mit ihrem Ehemann Sebastian Hofmann veröffentlicht hat, wie auch über den Einfluss von Jugend forscht auf ihren persönlichen Karriereweg.

Alumni News: Frau Lohmann, in den vergangenen Jahren haben Sie auf Ihren Reisen unglaublich viel von der Welt gesehen. Was würden Sie sagen: Wo ist es am schönsten auf unserem Planeten?

Ulla Lohmann: Eigentlich finde ich es immer da am schönsten, wo ich gerade bin. Wenn ich mich aber auf eine Landschaft festlegen müsste, würde ich das Innere der zu den Neuen Hebriden gehörenden Insel Ambrym im Südwestpazifik nennen. Dort gibt es eine Caldera, also eine kesselähnliche geologische Struktur, mit vier aktiven Vulkanschloten, in deren Inneren sich jeweils ein Lavasee befindet. Dort hat man das Gefühl, dem Mittelpunkt der Erde beziehungsweise dem Ursprung der Welt am nächsten zu sein. Ich fühle dort so deutlich wie nirgendwo sonst, wie klein einerseits der Mensch ist und wie mächtig und faszinierend andererseits die Natur.

Alumni News: Vor 18 Jahren gelang Ihnen die erste komplette Rekonstruktion des Gesamtskeletts eines Ur-Amphibiums, das vor 280 Millionen Jahren lebte. Ihr Forschungsprojekt wurde beim Jugend forscht Finale 1996 mit dem Bundessieg im Fachgebiet Geo- und Raumwissenschaften ausgezeichnet. Woran erinnern Sie sich besonders gern, wenn Sie an Ihre Wettbewerbsteilnahme zurückdenken?

Ulla Lohmann: Ich verbinde Jugend forscht für immer mit der tollen Gemeinschaft der Jungforscherinnen und Jungforscher. Wir hatten unglaublich viel Spaß und wir haben uns gegenseitig inspiriert und motiviert. Gerne denke ich auch an den Moment zurück, als ich bei der Siegerehrung aufgerufen wurde, um meinen Preis entgegenzunehmen. Ich hatte mir damals gewünscht, eine Platzierung zu erreichen. Als damals schließlich auch der zweite Preis an einen anderen Jungforscher ging, war ich enttäuscht und dachte, ich hätte es nicht geschafft. Der erste Preis war dann die allergrößte Überraschung für mich! Alle um mich herum haben sich über mein erstauntes Gesicht amüsiert – und sich mit mir gefreut.

Alumni News: In diesem Herbst haben Sie ein Buch über Ihre Forschungsexpedition durch die Dolomiten veröffentlicht. Ihre Route führte Sie über 200 Kilometer vom Gardasee bis zur Marmolata, dem höchsten Gipfel der Gebirgskette. Was hat Sie dazu bewogen, dieses Projekt, zu dem es auch einen Film gibt, zu realisieren?

Ulla Lohmann: Für unser Buch haben mein Mann und ich nicht nur die Dolomiten zu Fuß, kletternd, mit dem Mountainbike und mit Tourenski durchquert, sondern in verschiedenen Höhenlagen jeweils auch einen Quadratmeter des Bodens im Detail analysiert. Wir haben dort die Pflanzen und Tiere bestimmt und so auch im Hinblick auf den Klimawandel eine aktuelle Momentaufnahme der unterschiedlichen Lebensräume geschaffen. Mir ist es immer sehr wichtig, dass meine Foto- und Filmprojekte einen wissenschaftlichen Hintergrund haben.

Alumni News: Können Sie uns sagen, was Sie antreibt und motiviert?

Ulla Lohmann: Ich bin neugierig und stelle Fragen, auf die es oftmals noch keine Antworten gibt. Damit allein gebe ich mich jedoch nicht zufrieden, sondern ich investiere viel Kraft und Ausdauer, diese Fragen dann selbst zu beantworten. Es war schon immer ein überaus großer Wissensdurst, der mich antreibt.

Alumni News: Sie arbeiten heute für GEO, National Geographic, STERN View und die BBC. Hatten Sie diesen Karriereweg bereits vor Augen, als Sie Bundessiegerin wurden?

Ulla Lohmann: Ich wollte die Welt bereisen, forschen und darüber berichten. Professor Paul Dobrinski, damals Herausgeber der Zeitschrift "Junge Wissenschaft", veröffentlichte meinen ersten wissenschaftlichen Artikel zu meinem Jugend forscht Projekt. Und er schenkte mir ein Abonnement der Zeitung "National Geographic". Er motivierte mich, meine Ziele zu verwirklichen: "Ulla, irgendwann will ich Deine Fotos darin sehen". Viele Jahre später habe ich es tatsächlich geschafft – mit viel Fleiß und Durchhaltevermögen. Wie das geht, hatte ich ja schon bei Jugend forscht gelernt.

Alumni News: Welche Erfahrungen beim Wettbewerb haben Sie besonders geprägt und Ihre persönliche Entwicklung beeinflusst?

Ulla Lohmann: Es war nicht einfach, meinen Freunden zu erklären, dass ich lieber bei Grabungen des Naturkundemuseums POLLICIA Bad Dürkheim im Dreck herumwühlte als in die Disco zu gehen. Drei Jahre lang habe ich an meinem Jugend forscht Projekt gearbeitet. Bei den Wettbewerbsveranstaltungen fand ich dann aber Gleichgesinnte und merkte, dass ich doch nicht ganz so verrückt war, wie alle in unserer Kleinstadt immer behaupteten. Auf jeden Fall war es besser, als einfach nur "ganz normal" zu sein. Ich habe gelernt, auf mein eigenes Urteil zu vertrauen.

Alumni News: Inwieweit hat die Teilnahme an Jugend forscht die Wahl Ihres Ausbildungswegs beziehungsweise Ihre berufliche Karriere beeinflusst?

Ulla Lohmann: Es hat mir seinerzeit bereits unheimlich viel Spaß gemacht wissenschaftlich zu arbeiten. Als Sonderpreis erhielt ich ein Stipendium der Duke-University, North Carolina für einen Forschungsaufenthalt in Costa Rica. Dort durfte ich Wissenschaftler bei ihrer Forschungsarbeit im Urwald begleiten. Darüber habe ich dann anschließend in Zeitschriften berichtet. Ich war fasziniert von der Herausforderung, wissenschaftliche Erkenntnisse verständlich zu kommunizieren und so der allgemeinen Öffentlichkeit bekannt zu machen. Mein Studium habe ich im Bereich Umweltmanagement mit dem Nebenfach Fotojournalismus in Australien abgeschlossen. Mein Bundessieg war übrigens sehr hilfreich, um ein DAAD-Stipendium für mein Traumland zu erhalten.

Alumni News: Haben Sie noch Kontakt zu anderen Jugend forscht Teilnehmern?

Ulla Lohmann: Wegen meiner vielen Reisen habe ich leider kaum Zeit, alte Mitstreiter zu treffen. Im Jahr bin ich nur wenige Monate zu Hause. Zum Glück gibt es das Internet, das es mir ermöglicht, mit anderen Alumni in Kontakt zu bleiben.

Alumni News: Wenn Sie an Ihre Wettbewerbsteilnahme denken, sind Ihnen besondere Erlebnisse, kuriose Begebenheiten oder auch Probleme im Gedächtnis geblieben?

Ulla Lohmann: Am Beginn meiner Jugend forscht Karriere bin ich zweimal in der Sparte "Schüler experimentieren" gestartet. Bei einem der Projekte war das Forschungsobjekt mein Hund, ein sogenannter Angstbeißer, dem ich das Beißen zuvor vermeintlich abgewöhnt hatte. Leider war er bei der Präsentation vor der Jury derart aufgeregt, dass er einem Juror beinahe in die Hand gebissen hätte. Ich habe dann trotz dieses Zwischenfalls den zweiten Preis beim Landeswettbewerb in Rehinland-Pfalz errungen.


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