Mit „Kadiri“ auf Kurztripp in Alexandria

Nürnberger Nachrichten | 15. April 2009

Nachwuchsforscher Benedikt Seidl und Felix Adamczyk präsentierten ihr Solar-EKG-Gerät in Ägypten

Zwei junge Forscher auf großer Reise. Die beiden Studenten Benedikt Seidl und Felix Adamczyk, die vergangenes Jahr mit ihrem Solar-EKG-Gerät zu den Preisträgern beim Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ gehörten, durften sich und ihre Entwicklung Ende März, Anfang April in Alexandria in Ägypten präsentieren.

HILPOLTSTEIN (hr) — Auf dem Gelände der weltberühmten Bibliothek von Alexandria hatte das Forscher-Duo einen eigenen Stand und einen Praktikanten, der sie fünf Tage lang begleitete. Zusätzlich seien ihnen Dolmetscher zur Seite gestanden, die ihre Ausführungen ins Arabische übersetzt hätten, sagt der 21-jährige Seidl, der in Amberg Medientechnik studiert. Die fünftägige Stippvisite beim „Science Festivity“ der Bibliothek Alexandria sei auf Einladung des Goethe-Instituts zustandegekommen, das auf die beiden pfiffigen Erfinder aufmerksam geworden war, die sich schon seit drei Jahren mit dem Thema Solar-EKG beschäftigen (wir berichteten).

2006 habe man dieses Projekt in Angriff genommen, erzählt Adamczyk, der mittlerweile an der Uni in Zürich Elektrotechnik studiert. Im ersten Anlauf zu „Jugend forscht“ sei man 2007 noch durchgerasselt. Der Stachel der Enttäuschung habe tief gesessen, beschreibt Seidl, der in Thalmässing zuhause ist, den Frust nach der verpatzten Premiere. Doch wahre Forscher lassen sich durch Misserfolge nicht entmutigen. Ein Jahr später starteten er und Adamczyk, die beide ihr Abitur am Gymnasium Hilpoltstein bauten, erneut durch.

Und dieses Mal war ihr Unterfangen von Erfolg gekrönt: Souverän meisterten sie alle Qualifikations-Hürden und standen schließlich im Mai 2008 im Bundeswettbewerb, wo sie nicht nur den fünften Platz, sondern auch den Sonderpreis des Bundesumweltministeriums einheimsten.

Dass sie irgendwann mal mit ihrer Erfindung die große Kohle machen, daran glauben Seidl und Adamczyk nicht und das sei auch von Anfang an nicht das Ziel gewesen. Sie verstehen ihre Erfindung als soziale Medizintechnik, der die Zukunft gehören könnte. Dass sich ein Konzern des Solar-EKGs annehmen könnte, können sich die beiden nicht vorstellen. „Uns ging es in erster Linie um die Idee“, beschreibt Adamczyk, der aus Greding stammt, das Motiv der Tüftler.

Diese Idee hat es durchaus in sich. Mit dem mobilen EKG-Gerät, das nicht größer als ein Schuhkarton ist, lässt sich auch unter extremen klimatischen Bedingungen und unabhängig vom Stromnetz arbeiten. Über ein kleines Solarmodul wird der Akku aufgeladen, auf technische Feinheiten haben die Erfinder verzichtet, die nach eigenen Angaben rund 1000 Euro in das Projekt investiert haben. Um Herzrhythmus und -frequenz schwarz auf weiß zu dokumentieren, braucht es kein spezielles Papier. „Kadiri“, so der Name des Geräts, spuckt die Daten auch auf billigerem Kassenpapier aus. Auch die Messelektroden sind mehrfach verwendbar und damit preislich deutlich günstiger als die Einmal-Klebe-Elektroden, wie sie in hoch entwickelten Industrieländern verwendet werden.

Trotz dieser Vorteile, die das Gerät für Einsätze in Entwicklungsländern prädestiniert, zeigen die Hersteller von medizinischen Geräten kein Interesse an „Kadiri“, was auf Kisuaheli „möglich machen“ heißt. Seidl und sein 22-jähriger Forscherkollege Adamczyk gehen davon aus, dass die Herstellung für große Betriebe zu unrentabel sei. Und dass die beiden sich selbst mal professionell der Fertigung von „Kadiri“ annehmen? „Nein, dazu fehlt uns einfach die Zeit. Wir konzentrieren uns auf unser Studium“, schließt Adamczyk aus, dass „Kadiri“ in absehbarer Zeit in Serienproduktion geht. So bleibt das pfiffige Kästchen wahrscheinlich „nur“ ein Prototyp — trotz der Präsentation in Ägypten.

Seidl und Adamczyk hat der Kurztripp nach Alexandria riesigen Spaß gemacht. Zig mal ließen sich Kinder und Jugendliche von „Kadiri“ bescheinigen, dass mit ihren Herzen alles in Ordnung ist.


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