Bachelor-Studenten fehlt es an Fachwissen

Welt Online | 15. Februar 2008

Viele Bachelor-Studiengänge geraten in Verruf. Unternehmer nennen Defizite beim Fachwissen als größte Schwäche der Bachelor- und Master-Absolventen. Erschreckend hoch ist die Abbrecherquote bei den neuen Studiengängen: Mehr als ein Drittel der Studenten an Fachhochschulen gibt wieder auf.

Deutsche Unternehmer nennen Defizite beim Fachwissen als größte Schwäche der Bachelor- und Master-Absolventen. Laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, die Welt Online exklusiv vorliegt, sehen 36 Prozent der Firmen hier bei den Bachelor- und 24 Prozent bei den Master-Absolventen Verbesserungsbedarf. „Dies ist ein Zeichen dafür, dass die Neugestaltung der Studiengänge nicht überall gelungen ist“, heißt es in der Studie. Noch immer würden zu viele alte Studiengänge umetikettiert und nicht anhand der gewünschten Lernergebnisse sinnvoll neu strukturiert. Mehr als 70 Prozent der Unternehmer halten eine stärkere Anwendungsorientierung für die wichtigste Anforderung an die Bachelor- und Master-Studiengänge.

Vor allem der Bachelor ist bisher keine Erfolgsgeschichte. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Studie vom Hochschul-Informations-System (HIS). Das Ziel, die Studienabbrecherquote zu senken, ist nicht erreicht worden. 39 Prozent der Bachelor-Studenten an Fachhochschulen, die zwischen 2000 und 2004 ihr Studium aufgenommen haben, haben ihr Studium wieder abgebrochen. An den Universitäten sind es 25 Prozent. Die Befunde sind deshalb überraschend, da die Gesamtzahl der Studienabbrecher – die alten Magister-, Diplom- und Staatsexamensstudiengänge eingerechnet – gesunken ist. Der Misserfolg bleibt also vor allem am Bachelor hängen.
Laut HIS ist die Abbrecherquote ausgerechnet in den Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften an den Fachhochschulen besonders dramatisch – und das bei einer anhaltend hohen Nachfrage der Industrie nach diesen Fachkräften. Die Abbrecherquote stieg um fünf Prozentpunkte auf 26 Prozent. Den Löwenanteil daran haben die Fächer Maschinenbau und Elektrotechnik. „Mit der Umstellung auf Bachelor-Studiengänge scheint es weniger zu einer Entschlackung als zu einer Verdichtung gekommen zu sein“, heißt es in der HIS-Studie analog zur Kritik der Unternehmer.

Gegen diesen Vorwurf wehren sich die Fachhochschulen. „Wir haben selbstverständlich Inhalte aus dem Bachelor in den Master verschoben“, sagt Professor Thomas Mühl, Prodekan der Abteilung Elektrotechnik der FH Aachen. Mühl kann allerdings nicht von der Hand weisen, dass eher auf einfache Inhalte verzichtet wurde. „Studenten in sechs statt sieben Semestern für die anhaltend hohen Anforderungen des Arbeitsmarkts vorzubereiten ist natürlich eine Herausforderung“, so Mühl. Um die 40 Prozent scheitern in Aachen im Fach Elektrotechnik, den klassischen Diplom-Studiengang eingeschlossen.
Einen Grund für die hohe Abbrecherquote bei den Bachelor-Studenten sieht Mühl in der dünnen Personalausstattung der Institute. Diese habe sich durch die Umstellung noch verschärft. „Wir sind doppelt gefordert, einmal durch den auslaufenden Diplom-Studiengang, dann durch den Bachelor und bald durch den neuen Master. Für eine individuelle Betreuung der Studenten bräuchten wir mehr Dozenten.“

Hochschulexperten sind überzeugt, dass gerade die Einführung des Masters die Situation insofern verschärfen wird, als die Personalkapazitäten auf den Bachelor konzentriert werden. Denn die Zahl der Master-Studienplätze ist wesentlich geringer. In Aachen können beispielsweise nur circa 30 Prozent der Absolventen einen Master machen.

Positive Nachrichten hält die Studie für die Geistes- und Sozialwissenschaften an den Universitäten bereit. Hier deutet vieles darauf hin, dass die Verschulung des Studiums durch die klaren Vorgaben der Bachelor-Studiengänge vielen Studenten eine bessere Orientierung gibt. Darüber hinaus wird in vielen Bereichen auch mehr Wert auf eine klare Berufsausrichtung gelegt. Dies könnte die signifikant gesunkene Abbrecherquote in den Sprach- und Kulturwissenschaften von über 40 Prozent auf 32 Prozent erklären.
Bachelor und Master ersetzen Magister und Diplom. Bist 2010 sollen die deutschen Hochschulen nur noch diese Abschlüsse anbieten.


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