Marcel Schmittfull – Tür an Tür mit Stephen Hawking

Jugend forscht Alumni News | Oktober 2012

Was macht eigentlich Marcel Schmittfull (25), mit drei Jugend forscht Bundessiegen der erfolgreichste Jungforscher aller Zeiten? Vor zehn Jahren meldete der damals 15-jährige Schüler aus Schweinfurt sein erstes Bundessiegerprojekt im Fachgebiet Physik an, für das er im Mai 2003 mit dem Preis des Bundeskanzlers für die originellste Arbeit ausgezeichnet wurde. Zwei Jahre später gewann er den Preis des Bundespräsidenten für eine außergewöhnliche Arbeit. 2006 schließlich folgte der erste Preis im Fachgebiet Arbeitswelt. Jugend forscht Alumni News hat das Jubiläum zum Anlass genommen, den Doktoranden am Department of Applied Mathematics and Theoretical Physics (DAMTP) der Universität Cambridge zu fragen, wie es nach den Erfolgen bei Deutschlands bekanntestem Nachwuchswettbewerb für ihn weiterging

Alumni News: Was haben Sie vom Wettbewerb Jugend forscht mitgenommen?

Marcel Schmittfull: Jugend forscht hat mich für die Wissenschaft begeistert. Jedes Projekt erlaubte es mir, in eine für mich neue Welt einzutauchen. Durch den Wettbewerb habe ich gelernt, dass man sich in nahezu jedes Fachgebiet innerhalb weniger Wochen so intensiv einarbeiten und mit dem erworbenen Wissen eine interessante Fragestellung formulieren kann, deren Beantwortung dann zu spannenden Projekten führt. Darüber hinaus war das eigenständige Arbeiten an selbst entwickelten Projekten eine sehr wertvolle Erfahrung, die sich aktuell im Rahmen meiner Forschungsarbeit als Doktorand wiederholt. Fähigkeiten wie schnelles Einarbeiten in neue Themen, Erreichen von Projektzielen unter Zeitdruck, Arbeitsteilung mit Projektpartnern und die Präsentation von Ergebnissen werden durch die Teilnahme bei Jugend forscht enorm gefördert. Für mich waren diese Kompetenzen während meines Studiums äußerst nützlich, und sie sind es jetzt bei der Arbeit an meiner Dissertation. 

Alumni News: 2006 errangen Sie im Fachgebiet Arbeitswelt Ihren dritten Bundessieg, damals gemeinsam mit Ihrem Partner Jörg Metzner. Der Titel Ihres Projekts lautete „Druckmessung im geschlossenen System eines Schlauches“. Erinnern Sie sich noch, worum es dabei ging?

Marcel Schmittfull: Natürlich. Ich glaube nicht, dass ich auch nur eines der Projekte jemals vergessen könnte! Jörg und ich konstruierten ein Gerät, um den Druck in einem Schlauch zu messen, ohne dabei das Innere des Schlauches zu beeinflussen. Wir erreichten das mit Hilfe eines Lasers, der den Durchmesser des Schlauches ermittelte. Eine mögliche Anwendung dieser nicht invasiven Messtechnik sind Schläuche für Dialysegeräte.

Alumni News: Haben Sie noch Kontakt zu Jörg Metzner?

Marcel Schmittfull: Ja, er hat in Oxford studiert und arbeitet jetzt in London. Demnächst wollen wir uns dort treffen.

Alumni News: Was ist seit dem letzten Bundessieg bei Jugend forscht vor gut sechs Jahren in Ihrem Leben passiert?

Marcel Schmittfull: Vieles. Ich will versuchen, Ihnen einen kurzen Überblick zu geben: Jugend forscht motivierte mich, zunächst in Tübingen sowohl Physik als auch Mathematik zu studieren. Nach zwei Jahren entschied ich mich für Physik und wechselte nach Heidelberg, um mich dort im Bereich der theoretischen Physik weiter zu spezialisieren. Ein Jahr später nutzte ich die Gelegenheit, für ein Jahr nach Cambridge zu gehen, um dort ein Masterprogramm in theoretischer Physik zu absolvieren. Als mir die Universität anschließend anbot, dort auch zu promovieren, entschied ich mich, in Cambridge zu bleiben. Seitdem forsche ich unter anderem an beobachtbaren Folgen des Urknalls, wie beispielsweise der Verteilung von Galaxien im Universum.

Alumni News: Sie arbeiten seit zwei Jahren am Department of Applied Mathematics and Theoretical Physics der Universität Cambridge an Ihrer Doktorarbeit. Warum sind Sie dort geblieben? Oder hatten Sie von vornherein stringent geplant, von Tübingen über Heidelberg nach England zu gehen?

Marcel Schmittfull: Ich habe lange überlegt, wo ich promovieren möchte. Die Entscheidung fiel mir schwer, aber letztlich fand ich die in Cambridge angebotenen Projekte am spannendsten. Meine Universitätswechsel waren nicht von langer Hand geplant, sondern ergaben sich als sinnvolle Schritte während des Studiums. Ich entschied mich für Vorlesungen, die ich hören wollte, und wechselte dann an Hochschulen, die diese anboten. An jeder meiner Universitäten habe ich Inhalte vermittelt bekommen, die noch heute äußerst wertvoll für mich und meine Arbeit sind.

Alumni News: Sie sind dreimaliger Bundessieger von Jugend forscht. Können die Kollegen und Freunde in Cambridge mit Ihren Erfolgen etwas anfangen?

Marcel Schmittfull: Ja, vor allem die deutschen Studenten hier kennen den Wettbewerb gut.

Alumni News: Was ist das für ein Gefühl, am selben Department zu arbeiten wie Sir Isaac Newton, heute die Arbeitsstätte des berühmten Astrophysikers Stephen Hawking? Kennen Sie ihn? Haben Sie Kontakt zu ihm?

Marcel Schmittfull: Das ist natürlich toll! Mein Büro ist zwei Meter neben Stephen Hawkings Büro. Häufig sind Fernsehteams hier, die TV-Beiträge mit ihm drehen. Ich persönlich habe leider kaum Kontakt zu Stephen Hawking, aber mein Betreuer tauscht sich regelmäßig mit ihm aus.

Alumni News: Wie wird es nach der Promotion in Ihrer beruflichen Entwicklung weitergehen? Wollen Sie Professor werden oder wenden Sie sich doch eher der angewandten Forschung zu? Vielleicht möchten Sie ja auch ins Management eines Unternehmens wechseln?

Marcel Schmittfull: Ich würde sehr gerne weiter Grundlagenforschung betreiben, da mich dieses Tätigkeitsfeld nach wie vor begeistert. Aufgabenstellungen aus der angewandten Forschung finde ich jedoch ebenfalls spannend und herausfordernd.

Alumni News: Kommen Sie nach Deutschland zurück oder sehen Sie Ihre berufliche Zukunft auf der Insel?

Marcel Schmittfull: Ich könnte mir gut vorstellen, wieder nach Deutschland zurückzukommen, aber England ist auch toll!

Alumni News: Welche Tipps können Sie der heutigen Generation von Jungforscherinnen und Jungforschern für Studium und Beruf mit auf den Weg geben?

Marcel Schmittfull: Bleibt neugierig, probiert alles aus, was ihr interessant findet, spielt mit Neuem, stellt ungewöhnliche Fragen, arbeitet hart und glaubt an euch selbst! Alle Jugend forscht Teilnehmer, die ich noch aus den alten Zeiten kenne, leben ihren Traum – sei es in der Forschung, im eigenen Unternehmen oder in ihrem Beruf. Die Fähigkeiten, die Jugend forscht vermittelt, helfen ungemein dabei, die eigenen Ziele zu erreichen!

Alumni News: Lieber Herr Schmittfull, vielen Dank für das Gespräch!


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