Auf den Spuren der Großen - Luca Banszerus und Michael Schmitz

Jugend forscht Alumni News | Januar 2011

Die zweifachen Bundessieger Luca Banszerus (19) und Michael Schmitz (19) aus Bad Münstereifel würden gern in die Fußstapfen der beiden aktuellen Physik-Nobelpreisträger Andre Geim und Konstantin Novoselov treten, wie sie im Interview mit Jugend forscht Alumni News verraten

Die Nachwuchsforscher hatten sich in ihren preisgekrönten Jugend forscht Arbeiten mit dem Stoff Graphen befasst, so wie auch ihre großen Vorbilder, die im Dezember 2010 in Stockholm mit dem bedeutendsten Wissenschaftspreis ausgezeichnet wurden.

Alumni News: Sie beide haben gemeinsam zwei Bundessiege errungen. 2008 erhielten Sie den Preis der Bundeskanzlerin für die originellste Arbeit und 2010 errangen Sie den Preis der Bundesministerin für Bildung und Forschung für die beste interdisziplinäre Arbeit. Wie hat sich das damals angefühlt? Hat dieser Erfolg Ihr Leben verändert?

Luca Banszerus: Natürlich ist eine Auszeichnung wie der Bundessieg bei Jugend forscht eine großartige Sache. Viel wichtiger ist meiner Ansicht nach jedoch der Lernprozess, der zu so einem Erfolg führt. Die Forschungsarbeit mit ihren Herausforderungen und Teilerfolgen ist schon eine extrem schöne und wertvolle Erfahrung. Jugend forscht war für unser Leben zweifellos eine Bereicherung, es hat sich dadurch aber nicht grundlegend verändert.

Alumni News: Gibt es so etwas wie ein besonderes Ereignis im Zusammenhang mit einem der beiden Bundessiege? Etwas, das Sie als besonders wichtig oder auch besonders witzig in Erinnerung haben?

Michael Schmitz: Ein Bundessieg bei Jugend forscht zieht natürlich einiges nach sich. So wird man beispielsweise zu einigen offiziellen Veranstaltungen eingeladen und kann sein Projekt auch der Öffentlichkeit oder Experten vorstellen. Bei uns ist es inzwischen gute Tradition, Bundesbildungsministerin Schavan bei der Preisverleihung zu “knuddeln”.

Alumni News: In Ihren preisgekrönten Wettbewerbsarbeiten ging es um ein Material namens Graphen? Was ist das für ein Stoff und wie sind Sie darauf gekommen, damit zu experimentieren?

Michael Schmitz: Graphen ist eine monoatomare Lage aus Kohlenstoff. Es weist besondere elektrische und mechanische Eigenschaften auf, die in dieser Form in Festkörpern neu sind. Als Forschungsthema ist Graphen wegen seiner Aktualität besonders interessant, da viele Eigenschaften des seit 2004 bekannten Materials noch nicht zufriedenstellend erforscht wurden. Wegen dieser Mischung aus beeindruckenden Eigenschaften und einem völlig neuen Forschungsgebiet steht das Thema seit einigen Jahren im Fokus unserer wissenschaftlichen Arbeit.

Alumni News: Worin unterscheiden sich Ihre beiden Bundessiegerprojekte inhaltlich? Haben Sie Ihre Forschungsarbeit mit dem Material Graphen seit dem letzten Jugend forscht Erfolg fortgesetzt?

Luca Banszerus: Beim Wettbewerb 2008 haben wir uns maßgeblich auf die Möglichkeit konzentriert, einen Graphentransistor zu bauen. 2010 standen dann Sensoren aus Graphen im Vordergrund. Darüber hinaus haben wir uns im vergangenen Jahr die Aufgabe gestellt, alle auftretenden Probleme mit schulischen Mitteln zu lösen. Dadurch erlangte unsere Arbeit gewissermaßen auch didaktischen Modellcharakter, da Schulen unser Projekt auf diese Weise nachvollziehen können.

Alumni News: Nachdem Sie mit dem Thema Graphen bereits einmal erfolgreich gewesen waren, welche Chancen haben Sie sich beim zweiten Anlauf ausgerechnet?

Michael Schmitz: Andre Geim, der für seine Forschungen zu Graphen vor knapp zwei Monaten mit dem Physik-Nobelpreis geehrt wurde, hat allen Menschen, die mit dieser Auszeichnung rechnen, empfohlen, sich an einen Psychiater zu wenden. Ähnlich würden wir auch bei Jugend forscht argumentieren. Man sollte zwar von seinem Projekt überzeugt sein, aber einen Bundessieg kann man nie erwarten.

Alumni News: Wer hat Sie bei Ihren Forschungsaktivitäten unterstützt? Wie und wann begann Ihr Einstieg bei Jugend forscht?

Luca Banszerus: Wir haben unsere Graphen-Projekte im Rahmen der Miniforscher-AG an unserer Schule, dem St. Michael-Gymnasium in Bad Münstereifel, erarbeitet. Dabei wurden wir von unserem Physiklehrer Walter Stein unterstützt. Zum Teil haben wir bis in die frühen Morgenstunden geforscht. Aufgrund der guten Ausrüstung unserer Schule und mit viel Kreativität konnten wir unserem Anspruch gerecht werden, alles mit schulischen Mitteln zu realisieren.

Alumni News: Ein anderer Jungforscher, ebenfalls Bundessieger, ist Anfang Dezember 2010 zur Nobelpreisverleihung nach Stockholm gereist. Wären Sie gern an seiner Stelle gewesen? Schließlich haben die beiden Physik-Nobelpreisträger Andre Geim und Konstantin Novoselov ebenfalls mit Graphen gearbeitet.

Michael Schmitz: Wir wären natürlich sehr, sehr gerne in Stockholm dabei gewesen. Wir haben im Laufe der Jahre viele der führenden Köpfe auf dem Gebiet der Graphen-forschung persönlich kennen lernen können. Die beiden Nobelpreisträger zu treffen, wäre aber sicherlich ein absolutes Highlight gewesen. Damit jedoch kein Missverständnis entsteht: Florian Schober hat es absolut verdient, nach Schweden zu fahren.

Alumni News: Kennen Sie die Nobelpreisträger Andre Geim und Konstantin Novoselov? Und haben Sie einen ähnlichen Forschungsschwerpunkt wie die beiden “Profis”?

Luca Banszerus: Geim und Novoselov waren uns als Entdecker des Graphens natürlich von Anfang an durch ihre richtungsweisenden Arbeiten bekannt. Diese haben uns motiviert, selber ein Projekt mit Graphen durchzuführen. Im Laufe der Jahre haben wir uns stetig über die aktuelle Forschungsergebnisse in diesem Bereich informiert. Dadurch bekamen wir einen guten Überblick über die Forschungsarbeit der beiden. In unserem Projekt haben wir uns unter anderem damit befasst, Experimente der beiden Nobelpreisträger mit unseren schulischen Mitteln nachzuvollziehen.

Alumni News: Worüber würden Sie gern als erstes mit Andre Geim und Konstantin Novoselov sprechen, wenn Sie sie treffen könnten?

Luca Banszerus: Es wäre natürlich toll, den beiden ein wenig über unser Projekt und unsere Methoden berichten zu können, um dann weitere Anregungen für unsere Arbeit zu erhalten und einen exklusiven Einblick in ihre neuesten Forschungsergebnisse zu bekommen.

Alumni News: Wie geht es jetzt für Sie beide weiter? Und wann planen Sie selbst als Nobelpreisträger nach Stockholm zu reisen?

Michael Schmitz: Wie Andre Geim schon sagte, mit so einer Auszeichnung zu rechnen, ist Wahnsinn. Nach dem Abitur in diesem Jahr wollen wir beide gerne Physik studieren. Es wäre für uns ein Traum, selbst einmal einen kleinen Beitrag zu neuen Erkenntnissen in diesem Fach zu leisten.

Alumni News: Lieber Herr Banszerus, lieber Herr Schmitz, wir danken Ihnen für das Gespräch.


  •  2 Klicks für mehr Datenschutz: Erst wenn Sie den Schalter aktivieren, wird der Button aktiv und Sie können Ihre Empfehlung an ShareNetwork senden. Schon beim Aktivieren werden Daten an Dritte übertragen.
  •  
  •  
  •  
  • Zum Seitenanfang

Cookie-Einstellungen

Wir nutzen Cookies, um Ihnen die bestmögliche Nutzung unserer Webseite zu ermöglichen und unsere Kommunikation mit Ihnen zu verbessern. Wir berücksichtigen Ihre Auswahl und verwenden nur die Daten, für die Sie uns Ihr Einverständnis geben.

Diese Cookies helfen dabei, unsere Webseite nutzbar zu machen, indem sie Grundfunktionen wie Seitennavigation und Zugriffe auf sichere Bereiche ermöglichen. Unsere Webseite kann ohne diese Cookies nicht richtig funktionieren.

Diese Cookies helfen uns zu verstehen, wie Besucher mit unserer Webseite interagieren, indem Informationen anonym gesammelt werden. Mit diesen Informationen können wir unser Angebot laufend verbessern.