Wer gibt bei Olympia den Ton an?

Stiftung Jugend forscht e. V. | 2006

Marc Brunke – 5. Preis Technik 1992

Marc Brunke

Marc Brunke, ehemaliger Jugend forscht Teilnehmer, ist zuständig für den guten Ton.

Er will schon als Kind sein Geld mit der Musik verdienen, träumt als passionierter Pianist und Saxofonist von einer Profi-Karriere und studiert sogar ein paar Semester Musik. Tatsächlich ist Marc Brunkes erster Bühnenauftritt wegweisend: Er weist den Weg zur Technik und zu Jugend forscht – aus der Karriere als Rockstar wird dagegen erst einmal nichts. Marc Brunke ist so unzufrieden mit dem verzerrten Sound, den der übliche Kabelsalat aus Kupfer liefert, dass er sich entschließt, nach einem besseren System für Bühnentechnik zu suchen. Und wer nicht findet, muss erfinden. Der 18-jährige Bayer probiert mögliche Lösungen im heimischen Keller aus, verbessert, bastelt und meldet sein fertiges Soundsystem schließlich bei Jugend forscht an. Seine Idee, gleich mehrere Tonsignale (nämlich bis zu 32!) elektrisch zu "zerhacken", über einen hauchdünnen Lichtleiter zu schicken und dann beim Empfänger wieder zusammenzusetzen, erweist sich als revolutionär. Vorbei die Zeiten armdicker Kabelrollen zwischen Mikrofon und Verstärker, die störanfällig sind und Musik nicht selten in Brummen und Rauschen untergehen lassen. Der Grundstein für das später perfektionierte Glasfaser-Netzwerk-System ist gelegt und beschert Marc Brunke 1992 einen fünften Platz beim Bundeswettbewerb in Duisburg.

Marc Brunke meldet ein weltweites Patent auf sein Verfahren an, der große Durchbruch lässt aber zunächst noch auf sich warten. Schnell sind 150.000 Euro Schulden angehäuft, die Suche nach Förderern und Krediten gestaltet sich schwierig. Wie gut, dass jeder Jugend forscht Teilnehmer in der Wettbewerbsphase lernen muss, was Durchhaltevermögen heißt. Der lange Atem zahlt sich aus: Nach und nach entdeckt die Branche, dass sich mit dem patentierten System aus München der beste Sound produzieren lässt und dass Brunkes Technik es außerdem ermöglicht, platzsparend und flächendeckend ganze Arenen zu beschallen. Radio Warschau ist 1997 der erste Kunde der jungen Firma. Nicht nur die Musikbranche lässt sich begeistern: Firmen wie Volvo, Lufthansa und Telekom nutzen die "Optocore" genannte Technik, um ihren Pressekonferenzen den richtigen Klang zu verleihen. Mittlerweile liest sich die Referenzliste der 2003 gegründeten Optocore GmbH wie ein internationaler Kultur- und Veranstaltungskalender. Vom Weihnachtskonzert im Vatikan bis zur Volvo Ocean Race Regatta in Schweden, von Rockkonzerten in den USA bis zur Eröffnung des Airbus-Werks in Frankreich – Marc Brunke und seine 20 weltweiten Vertriebspartner zeichnen für den lupenreinen Klang verantwortlich. Immer häufiger werden die Systeme auch dauerhaft installiert, wie etwa im Berliner Olympiastadium. Keine Frage, aus dem bescheidenen Jugend forscht Projekt hat sich ein Unternehmen internationalen Kalibers entwickelt.

Marc Brunke gehört weiß Gott nicht zu den Menschen, die Tränen der Rührung vergießen, wenn eine Schnulze im Fernsehen läuft. Eigentlich sieht er sogar fast nie fern. Als aber im Athener Olympiastadion das olympische Feuer entzündet wird und ein gewaltiger Chor aus Pauken und Bouzoukis ertönt, läuft ihm ein Schauer über den Rücken. Schließlich ist er als Unternehmer maßgeblich daran beteiligt, dass die Eröffnungsmusik der 28. Olympischen Spiele in Griechenland so bombastisch klingt wie bei keinen anderen Spielen zuvor. Der bisher größte Auftrag seiner Karriere, die Beschallung des Olympiastadions, ist gleichermaßen Traum und Albtraum. Wird alles funktionieren oder macht der Staub, der sich auf der chaotischen Baustelle in alle Ritzen des Systems gesetzt hat, wieder Probleme? Doch alles läuft nach Plan.

Marc Brunke, dessen Leidenschaft für Musik ihn zu erst zu Jugend forscht und dann in die Stadien der Welt geführt hat, ist zufrieden. Ein ganzes Dach mit Verstärkern und der Boden umgeben von einem Ring aus Mikrofonen wären ohne seine Technik nicht zu realisieren gewesen. Seine Glasfasern haben das Kupferkabel ersetzt.

Die Olympischen Spiele in Athen bleiben aber nicht die größte Aufgabe für Brunke und seine Firma. Denn fast unmittelbar darauf folgt ein Auftrag von logistisch ungleich größerem Kaliber, der katholische Weltjugendtag 2005 in Köln. Während in Athen 18 Optocore-Geräte eingesetzt und gut 80000 Zuschauer beschallt werden, installiert Brunke auf dem Weltjugendtag 50 Geräte – für 1,5 Millionen Besucher. Brunke reüssiert auch hier glänzend und man kann diesen Erfolg als späten Segen von Oben für seine Jugend forscht Teilnahme werten. Dass er auch weltlichen Aufgaben gewachsen ist, zeigen die anderen Referenzen seiner Firma.

Wer denkt, dass dies nicht zu toppen ist, der irrt. Ein Event stellt alles bisher Dagewesene in den Schatten, lässt jede Referenz im Handumdrehen verblassen: Die Fußballweltmeisterschaft und die riesige Berliner Fanmeile sind allen noch frisch in Erinnerung. Die Welle der Begeisterung, die im Sommer 2006 durch das Land schwappt, hält wochenlang an. Und Marc Brunke und sein Team haben großen Anteil am Gelingen der Veranstaltung. Denn Optocore sorgt für den einwandfreien Ton bei der Eröffnungsfeier der Fußball-WM und versorgt zudem die Berliner Fanmeile mit einer tollen Akustik. So kommen die Freudenschreie noch authentischer aus den Boxen und bescheren Fußballfans aus der ganzen Welt unvergessliche Erlebnisse. Doch auf den Lorbeeren ausruhen, ist nichts für Brunke. Nach der Fußball-WM stehen neue Herausforderungen auf seiner Agenda: der Besuch des Papstes in Bayern, die Tour von Robbie Williams und die MTV European Music Awards müssen allesamt im zweiten Halbjahr 2006 bewältigt werden. Was kann da noch kommen für Brunke und seine Firma? Angesichts der vorangegangenen Erfolge ist man geneigt, ein altes englisches Sprichwort zu bemühen: The Sky is the Limit. Und seit dem Weltjugendtag fällt es leicht zu glauben, dass Marc Brunke über einen heißen Draht nach ganz oben verfügt.

 


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