Von Jugend forscht zum Filmset

Stiftung Jugend forscht e. V. | 2023

Florian Maier – 2. Preis Technik 2000

Florian Maier

"Die Zeit anhalten – wer hat davon nicht schon geträumt? Sich in einem Raum fortzubewegen, in dem alles bis auf einen selbst wie eingefroren wirkt." So spannend beginnt Florian Maiers Beschreibung seines Projekts "Frozen Reality – die eingefrorene Realität", mit dem er im Jahr 2000 bei Jugend forscht den 2. Preis im Fachgebiet Technik gewinnt. Dieser Erfolg ist der Auftakt zur Entwicklung weiterer innovativer Filmtechniken und zur Gründung erfolgreicher Firmen.

Eingefrorene Szenen

Ziel des seinerzeit prämierten Verfahrens ist es, mit digitalen Fotokameras einen Kurzzeitvorgang, der aufgrund seiner Geschwindigkeit für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar ist, gewissermaßen "einzufrieren" und auf dieser Weise sichtbar zu machen – beispielsweise hochspritzendes Wasser, wenn ein Gegenstand in ein gefülltes Glas fällt. Auch ermöglicht die neuartige Aufnahmemethode, ein auf diese Weise "eingefrorenes" Objekt rundherum zu betrachten und so Details zu sehen, die aus nur einer Perspektive nicht erkennbar wären. Bereits vor seiner Wettbewerbsteilnahme hat Florian Maier das von ihm entwickelte Verfahren zum Patent angemeldet. Den Namen "Frozen Reality" lässt er als Marke schützen.

"Mich faszinieren besondere Filmtechniken, sei es zum Beispiel ein Verfahren wie 'Frozen Reality' oder Fahrten mit einem Kamerakran. Dabei interessiert mich sowohl die technische Seite wie auch die Ästhetik – denn der Effekt, der damit erzielt wird, muss optisch ansprechend sein", erklärt Florian Maier, der sich selbst als perfektionistisch bezeichnet und viel Spaß daran hat, sich fächerübergreifend weiterzubilden. Während er sein Projekt beschreibt, betont er seine Aussagen immer wieder gestenreich mit den Händen. Heute kann er sich und seine Projekte gut präsentieren. "In der Grundschule gehörte ich jedoch noch zu den weniger Kommunikativen." Die Sicherheit ist seitdem gewachsen. "Da hat Jugend forscht eine große Rolle gespielt, denn Erfolg bringt in gewisser Weise auch Selbstbewusstsein", bestätigt er.

Ein Jufo im Kotzbomber

Davon können sich die Alumni von Jugend forscht selbst ein Bild machen: Als auf dem 7. PerspektivForum in Ulm kurzfristig ein Referent ausfällt, springt der angehende Diplomingenieur der Medientechnologie spontan ein und liefert einen beeindruckenden Vortrag ab. Das Thema ist hochinteressant: Der stets gut gelaunte Technikfreak berichtet von seiner Teilnahme an der 7. ESA Student Parabolic Flight Campaign. Dabei werden in dem sogenannten Airbus A300 ZERO-G-Experimente in der Schwerelosigkeit durchgeführt. Anfang 2004 wird Florian Maiers "Frozen Reality Space Project" als eines von 30 Projekten aus über 160 Bewerbungen aus ganz Europa und Kanada ausgewählt. Zusammen mit Studierenden der Universitäten Würzburg und Neapel reist er nach Südfrankreich und erlebt erstmals in einem Flugzeug das Gefühl der Schwerelosigkeit. Etwa 20 Sekunden hält der Zustand des Schwebens durch den Raum an. Kein Wunder, dass dieses Flugzeug auch der "Kotzbomber" genannt wird.

Als Stereograph in Hollywood

Florian Maiers Frozen Reality-Erfindung kommt in der Forschung und im Unterricht zum Einsatz. Doch die Welt der Wissenschaft ist nicht alles für den jungen Tüftler. Sein Traum ist die Filmindustrie. Die Bilder, die "Frozen Reality" produziert, würden jeder Hollywood-Produktion gut zu Gesicht stehen. Mit seiner ersten eigenen Firma "BLUE FRAMES media" berät er namhafte Kunden und dreht Image-Filme. In diesen kommt neben Fotos und 3-D-Technik auch der Frozen Reality-Spezialeffekt umfassend zum Einsatz – wobei alle Aufnahmen in einem lediglich 46 Quadratmeter großen Fernsehstudio entstehen.

Schließlich gründet Florian Maier die Stereoscopic Technologies GmbH und konzentriert sich fortan auf 3-D-Filmaufnahmen. Die optische Illusion eines dreidimensionalen Films entsteht beim Zuschauen, wenn jedes Auge seinen eigenen Film sieht und das Gehirn daraus ein räumliches Bild errechnet. Für diese Filmaufnahmen werden spezielle Kameragestelle (Rigs) benötigt, mit denen zwei Kameras exakt parallel geführt werden können. Das muss sehr ruhig und langsam geschehen, damit sich nichts verschiebt. Auch hier beweist der ehemalige Jungforscher Erfindergeist: Florian Maier entwickelt robuste Rigs, die schnelle Kamerafahrten und Schwenks ohne Wackeln ermöglichen. Seine Erfindung, genannt "stereotec", wird daher besonders für Actionfilme genutzt.

Und dann wird ein Traum Realität: Mit seinen patentierten stereotec-Rigs gelingt Florian Maier der Sprung nach Hollywood. Er wirkt an großen internationalen Filmproduktionen mit. Weltweit am bekanntesten sind sicherlich die Actionfilme "Hansel & Gretel: Witch Hunters" mit Jeremy Renner und "Gemini Man" mit Will Smith. Das jüngere Publikum schätzt dagegen vermutlich eher "Wickie auf großer Fahrt". Manchmal liefert Stereoscopic Technologies nur das Rig, manchmal sind Florian Maier oder seine Kollegen als Stereografen am Set und arbeiten mit den Kameraleuten zusammen. Für seine Arbeit als Stereograf wird Florian Maier vielfach ausgezeichnet. Er ist überzeugt, dass stereoskopisches Filmen sich durchsetzt, wenn künstlerisches Geschick und präzise Technik vereint werden.

Zeitzeuginnen und Zeitzeugen in 3-D

Ein weiteres spannendes Projekt, an dem Florian Maier arbeitet, sind interaktive Biografien von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Sie werden mit 3-D-Kameras gefilmt, während sie Fragen zu ihrem Alltag oder ihrem Leben beantworten. Eine eigens dafür entwickelte Software ermöglicht es dann dem Publikum im Museum, per Spracheingabe am Monitor Fragen zu stellen, die die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen dann – sofern es eine aufgezeichnete Antwort gibt – im Video beantworten. Durch die Aufzeichnung in 3-D soll das Interview mit dem virtuellen Gesprächspartner so lebensnah wie möglich sein, erklärt Florian Maier.

Ob Frozen Reality, 3-D-Film oder interaktive Biografien – mit jeder Erfindung bringt Florian Maier die Filmtechnik und damit die Filmkunst ein Stück weiter.


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