Karriere in der Luftfahrtindustrie

Stiftung Jugend forscht e. V. | 2019

Jan Reh – 5. Preis Arbeitswelt 1994

Jan Reh

In 40 Jahren Jugend forscht sind zahlreiche nützliche Apparaturen und Verfahren entwickelt worden: Viele, die speziell auf die Bedürfnisse von Forschern und Spezialisten zugeschnitten sind, aber häufig auch solche, die den ganz normalen Alltag erleichtern können. Mit einem solchen Projekt tritt auch Jan Reh, damals noch unter seinem Geburtsnamen Nieberle, mit seinem Forscherkollegen Sebastian Hauer 1994 beim Landeswettbewerb in Hamburg an.

Der 17-jährige Jan, ein begeisterter Computernutzer, ist "genervt" von der Tastatur, die er seit acht Jahren benutzt. Arme und Handgelenke schmerzen, Muskelverspannungen, Augenschäden und Kopfschmerzen machen sich nach einer langen Nacht vor dem PC unangenehm bemerkbar. "Was ist eigentlich mit den Leuten, die den ganzen Tag mit dem PC arbeiten müssen?" fragt sich der Schüler und tüftelt los, immer auf der Suche nach der idealen Tastatur . Nach dem Studium unterschiedlichster Unterlagen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz über Art und Häufigkeit der Erkrankungen sowie nach Gesprächen mit Ärzten und Physiotherapeuten kann das Basteln beginnen. Der größte Tastaturhersteller Deutschlands unterstützt Jan Reh mit kostenlosen Platinen, Tasten und Zubehör. Diese baut der junge Tüftler nach eigenen Skizzen und Modellen zu seinem Endprodukt, der mobilen ergonomischen Tastatur ERGONOMICS, zusammen. Der Zahlenblock liegt bei seinem Modell, passend sowohl für Rechts- als auch für Linkshänder, in der Mitte zwischen den Buchstaben. Die Abstände der Tasten sind neu justiert und die Nierenform des ganzen Modells erlaubt auch die Bedienung auf dem Schoß.

Zum Wettbewerb Jugend forscht kommt Jan Reh eher zufällig. Ein Bericht im Fernsehen weckt seine Neugier und lässt ihn, nach eigener Aussage, "von da an mit offeneren Augen durch die Weltgeschichte gehen" - ständig suchend nach einer Projektidee. Beistand erhält Jan vor allem von seinen Eltern, die ihn in seinem Vorhaben unterstützen und an seine Idee glauben. Viele seiner Freunde lächeln zunächst nur über ihn und verstehen Sinn und Zweck der Arbeit nicht. So lernt Jan, dass man bei einem Projekt zwangsläufig gegen den Strom schwimmen, Zweifler überzeugen und Misserfolge überwinden muss. "Das kostet zwar Kraft", so der Jungforscher rückblickend, "gibt aber gleichzeitig das Gefühl, eine Art Pionier zu sein. Mit dem Ziel, etwas zu finden, was noch niemand sonst gefunden hat."

Der Landeswettbewerb in Hamburg soll Jan für seine Arbeit und Mühe 1994 belohnen: Als Landessieger qualifiziert er sich für den Bundeswettbewerb in Magdeburg. Dort erreicht er mit seinem Projekt einen beachtlichen 5. Platz, über den er angesichts der zahlreichen Mitbewerber glücklich und zufrieden ist.

Bemühungen, ein Unternehmen zu finden, das seine Idee der gesunden Tastatur in Serie schicken könnte, bleiben jedoch erfolglos. Alle sind zwar "wirklich interessiert", doch mehr als Interesse ist offenbar nicht drin.

Doch auch diese Niederlage nimmt Jan nicht die Lust am Forschen. Schon im nächsten Jahr stürzt er sich erneut in den Jugend forscht Wettbewerb und erringt auf der Bundesebene auf Anhieb den zweiten Platz im Fachbereich Arbeitswelt mit einer Arbeit zur Optimierung einer Handflexmaschine nach sicherheitstechnischen und ergonomischen Gesichtspunkten.

Einmal vom Forscherfieber gepackt, lässt es einen nicht so schnell wieder los. Auch 1997 nimmt Jan wieder teil am Wettbewerb Jugend forscht. Mit einem neuartigen Sicherheitssystem für Tischkreissägen komplettiert er seine Jugend forscht Erfolgsgeschichte und erringt den ersten Platz im Fachbereich Arbeitswelt. Nach dem Bundessieg folgen Einladungen zum Wettbewerb der Europäischen Union für Nachwuchswissenschaftler und zum International Science and Engineering Fair in Texas.

Nach dreimaliger Teilnahme am Wettbewerb und vielen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Stunden Forschungsarbeit startet Jan Reh beruflich durch: Er studiert Industrial Design in München, wird im Jahr 2001 Junior Berater bei Lufthansa Consulting und im Anschluss Entwicklungsingenieur bei Lufthansa Technik. Im Jahr 2007 wechselt er zu Airbus, als Führungskraft im Bereich Cabin Innovation & Design. In den Jahren 2015 bis 2017 macht er im Rahmen eines Airbus Start-up Programms auf sich aufmerksam. Als CEO von BAG2GO entwickelt er einen intelligenten Koffer, der sich über das Smartphone steuern lässt. Das eingebaute Display kann beispielsweise die Gepäckmarke mit dem Barcode anzeigen, so spart sich der Kofferbesitzer zeitaufwändiges Anstehen am Check-in-Schalter. Heute ist Jan Reh Innovationsmanager im Bereich Emerging Technologies & Concepts bei Airbus und arbeitet an der Entwicklung von Zukunftstechnologien für die Luftfahrtindustrie.

Im Rückblick rechnet Jan Reh Jugend forscht einen großen Anteil an seiner Weiterentwicklung zu: "Dass alles so gekommen ist, wie es ist, liegt vor allem daran, dass ich durch Jugend forscht gelernt habe, was mir Spaß macht und auf was es ankommt: die Dinge stets kritisch zu betrachten und nach neuen Lösungen Ausschau zu halten." Einen guten Tipp will er denn auch allen weiteren Jufo-Generationen mit auf den Weg geben: "Stets mit offenen Augen durch die Welt gehen, ein wenig Rebell sein und oft unangenehme Fragen stellen!"


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