Höhlen sind seine Passion

Stiftung Jugend forscht e. V. | 2006

Jens Hornung – 3. Preis Geo- und Raumwissenschaften 1985

Jens Hornung

Jens Hornung hat eine Passion, denn sein Verhältnis zu Höhlen ist nicht bloß als reges Interesse, Hobby oder vorübergehende Faszination abzutun. All diese Begriffe sind unpassend, um die Beziehung zwischen den unterirdischen Gesteinsformationen und dem Geologen zu erklären. Es ist tatsächlich eine Leidenschaft, die sein ganzes Leben bestimmt. Schulzeit, Freizeit, Ausbildung, Beruf – alles dreht sich um Höhlen.

Schon als kleiner Junge beschäftigt sich Jens Hornung mit Höhlen: Theoretisch über Bücher, die er sich von Verwandten wünscht, aber auch ganz praktisch im Rahmen von Erkundungstouren in der Umgebung. Wie gut, dass Eislingen im Herzen der schwäbischen Alb liegt und dass die dortige Unterwelt einem löcherigen Käse gleicht. In keiner deutschen Region gibt es mehr Höhlen als hier zwischen Stuttgart und Ulm. Im Alter von zwölf Jahren tritt Jens Hornung in den Höhlenverein in Uhingen ein, wird mit 16 in den Ausschuss und nur weitere zwei Jahre später in den Vorstand gewählt. Sowohl Höhlen- und Fledermausschutz als auch die Erforschung und Vermessung der örtlichen Höhlenstruktur gehören zum selbsterklärten Ziel des Vereins, in dem sich Jens Hornung außerordentlich aktiv engagiert.

Kein Wunder, dass so viel geologische Vorbildung auch nur ein Höhlen-Thema für Jugend forscht zulässt: Jens Hornung untersucht mit einem Freund die Entstehung eines bestimmten Höhlentyps, der so genannten Abrissklüfte, in der Umgebung seiner Heimatstadt. Die Unterstützung für das Forscherduo ist riesig: Bei ihrem Betreuungslehrer rennen sie die sprichwörtlichen offenen Türen ein, die Gemeinde Uhingen sponsort ein Messgerät, mit dem sie Kluftneigung und Fallrichtung von Rissen im Gestein innerhalb von Höhlen bestimmen können. So viel Unterstützung zahlt sich aus: Bei ihrer zweiten Teilnahme im Jahr 1985 gewinnen die beiden jungen Forscher im Bundeswettbewerb einen dritten Platz im Fach Geo- und Raumwissenschaften. "Die Arbeit an unserem Projekt war ein echter Kontrapunkt zur normalen Freizeitgestaltung auf dem Land", erinnert sich Jens Hornung heute. "Als Jufo hebt man sich total von den Durchschnittsschülern ab."

Nach dem Abitur wird Jens Hornung überraschenderweise den Höhlen untreu und beginnt ein Chemie-Studium in Stuttgart. Aber wie das so ist mit einer Passion: Sie lässt einen einfach nicht los. Noch während seines kurzen Ausflugs in die Chemie macht sich Hornung als Fotojournalist und Vortragsredner selbständig. Thema: natürlich Höhlen. Genau drei Jahre dauert diese Phase, dann ist es wieder Zeit für eine Veränderung. "Ich stand vor der Entscheidung ‚ganz oder gar nicht‘", erinnert sich der Höhlenforscher - und beginnt ein Geologie-Studium in Tübingen. Den Schritt zurück zu den Wurzeln bereut er nie, trotz der wenig rosigen Berufsaussichten. Ob Jugend forscht etwas mit dieser Entscheidung zur Professionalisierung des Hobbys zu tun hat? Jens Hornung ist sich ganz sicher: "Durch den Wettbewerb habe ich echtes wissenschaftliches Arbeiten kennen gelernt, habe mein Grundinteresse an dem Thema vertieft. Die Wettbewerbsteilnahme ist ein wichtiger Teil meiner Persönlichkeitsentwicklung."

Dem Studium (mit glatter Eins abgeschlossen) schließt sich die Promotion an (ebenso mit einer glatten Eins beendet). Jens Hornung gewinnt Preise für seine Dissertation und für eine Präsentation auf der "sediment´98"-Tagung, meldet ein Patent für eine halbautomatische Bohrkernmessstraße an und bekleidet drei Jahre lang eine Stelle als wissenschaftlicher Angestellter in Tübingen. Dem Motto "ganz oder gar nicht" treu, entschließt er sich, parallel auch die zuvor eingeschlagene journalistische Laufbahn durch Brief und Siegel aufzuwerten. Ebenfalls in Tübingen schließt er einen Aufbaustudiengang in Medienwissenschaft mit dem Diplom ab. Ab Juli 2001 verbringt er einen dreimonatigen Forschungsaufenthalt in Nordwest-China, mittlerweile ist Jens Hornung wissenschaftlicher Assistent an der TU Darmstadt.

Selbst außerhalb der beruflichen Tätigkeit spielen die Höhlen eine große Rolle in Jens Hornungs Leben. Kein Wunder bei einem, der sagt, dass er "rund 80 Prozent seiner Freizeit mit dem Thema und in Höhlen verbracht habe". So gründet er zum Beispiel in seinem Heimatort den Verein Höhlenrettung, der sich darauf spezialisiert, mit viel Know-how und professioneller Ausrüstung in Höhlen verunglückten Menschen zu helfen und diese zu bergen. Später wird dieser Verein in die Malteser Höhlenrettung integriert, in der Jens Hornung sechs Jahre Zugführer ist. So ist das eben mit einer Passion: Sie fragt nicht nach dem Unterschied zwischen Arbeits- und Freizeit. Und das ist auch das Schöne daran.


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