STERN sucht Wissenschafts-Journalisten von morgen

stern | 18. Februar 1968

Aufruf des Wissenschaftlichen Beirates "Jugend forscht"

Technologische Lücke - Abwanderung von Wissenschaftlern - Bildungsnotstand - Wissenschaftlich unterentwickelte Nation - Mittelalterliche Universität

Sollen diese Schlagzeilen noch lange und noch häufiger in unserer Presse stehen?

Unser modernes Leben wird vornehmlich durch die Technik und die Naturwissenschaften beeinflußt, ob es uns beliebt oder nicht. Eben gewonnene naturwissenschaftliche Erkenntnis wird das Sein oder Nichtsein des Menschen von morgen unausweichlich bestimmen. Der technische Fortschritt allein setzt den Maßstab der wirtschaftlichen Prosperität und des politischen Prestiges einer Nation.

  • Politik basiert auf Macht
  • Das Instrument der Macht ist die Technik
  • Der Stand der Technik wird durch die naturwissenschaftliche Forschung bestimmt

Ob das System Menschheit überhaupt eine Überlebenschance hat, hängt vom Verhältnis eines jeden, nicht nur des Forschers, zu den Naturwissenschaften ab.

Jeder Staatsbürger muß die Möglichkeit haben, über Resultate und Fortschritte der Forschung informiert zu werden - ja, jeder Steuerzahler hat ein Recht zu erfahren, was in den Laboratorien mit dem Geld aus dem Staatshaushalt geschieht. Gerade um diese Informationsübermittlung steht es in der Bundesrepublik sehr schlecht. Es existiert eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, wobei die Minderheit zur Kaste der Eingeweihten gehört und nicht viele von dieser Kaste sich bemühen, eine Informationsbrücke zur viel größeren Klasse der naturwissenschaftlichen Ignoranten zu schlagen. Sollen die Geldmittel für die Wissenschaft und für den Forschernachwuchs in Zukunft nicht versiegen, sondern, was notwendig ist, noch viel reichlicher fließen, muß jeder Bürger unseres Bundesstaates die Möglichkeit haben, sich durch allgemeinverständliche und konkrete Darstellungen über naturwissenschaftliche Probleme zu orientieren. Unseren Abgeordneten wird es leichter fallen, in den Haushaltsdebatten der Landtage und im Bundestag für eine substantielle Erhöhung des Wissenschaftsetats zu stimmen, wenn eine informierte und interessierte Wählerschaft hinter ihnen steht.

Die junge, unvoreingenommene Generation, die sich durch Weltoffenheit, Spontaneität und Mobilität auszeichnet, kann zum Verständnis der naturwissenschaftlichen Probleme wesentlich beitragen, Probleme, wie sie etwa die Themen der Wettbewerbsarbeiten „Jugend forscht“ aufzeigen. Unserer Jugend wird es auch gelingen, das antiquierte Bildungsideal, das in besonders hohem Maße noch in Deutschland sich großer Beliebtheit erfreut, zu revidieren. Wer Probleme der Welt von heute und morgen lösen will, darf nicht ausschließlich Kenntnisse griechischer, römischer und mittelalterlicher Autoren als notwendige und hinreichende Bedingung für das Prädikat „gebildet“ anerkennen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kann nur als gebildet gelten, wer auch die Funktion eines Transistors kennt, etwas vom Mechanismus der Vererbung weiß, die Folgen der Wasser- und Luftverschmutzung absieht.

Das Ziel soll sein, die Öffentlichkeit für naturwissenschaftliche Fragen zu begeistern
Wir rufen daher alle jungen deutschen Staatsbürger unter 25 Jahren auf, über ein naturwissenschaftliches Thema allgemeinverständlich und unterhaltend zu schreiben und diese Arbeit einzureichen. Allgemeinverständlichkeit schließt eine sachlich einwandfreie Darstellung keineswegs aus, wie viele, vor allem aber amerikanische und russische Beispiele beweisen.

Die Themenwahl ist frei

Es wird empfohlen, sich der Fülle naturwissenschaftlicher Themen, die auf den nachgenannten Landeswettbewerben „Jugend forscht“ 1968 demonstriert werden, zu bedienen.

Am Journalisten-Wettbewerb können sich alle jungen Leute deutscher Staatangehörigkeit unter 25 Jahren mit veröffentlichten und unveröffentlichten Arbeiten beteiligen.

Einsendeschluß: 9. März 1968, 24 Uhr

Einsendungen an STERN-Wettbewerb „Jugend forscht“
2 Hamburg 1, Pressehaus


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