Jugend forscht als Auftakt zu einer erfolgreichen Wissenschaftskarriere

Jugend forscht Alumni News | April 2008

Was mit dem Projekt „Das Ende der Drei-Groschen-Oper?“ begann, entwickelte sich zur Bilderbuchkarriere einer Nachwuchswissenschaftlerin

Katrin Ellermann gehört zu den herausragenden jungen Wissenschaftlerinnen in Deutschland. Seit August 2005 ist die 35-Jährige Nachwuchsgruppenleiterin am Institut für Fluiddynamik und Schiffstheorie der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Ihr Forschungsschwerpunkt: Nichtlineare Dynamik von Offshore-Systemen im stochastischen Seegang. Dabei wird mathematisch untersucht, wie etwa Schwimmkräne oder Windräder beschaffen sein müssen, um den ständig wechselnden Umweltbelastungen durch Strömung, Seegang und Wind auf dem offenen Meer standzuhalten.

Allerdings war es keineswegs von Beginn an klar, dass Katrin Ellermann ihre hochspezialisierte Forschungsarbeit an einer deutschen Universität betreiben würde. Wie viele Nachwuchstalente sah auch sie ihre wissenschaftliche Zukunft zunächst im Ausland. Nach einem Master in Mechanical Engineering an der Cornell University und der Promotion an der TU Hamburg-Harburg entschied sich Katrin Ellermann, erneut über den großen Teich zu wechseln. Drei Jahre lang forschte die Ingenieurin an der renommierten University of California in Berkeley. Erst die Aufnahme in das hochdotierte Emmy-Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) lockte sie im Jahr 2005 zurück nach Deutschland. Dieses seit 1999 bestehende Eliteförderprogramm finanziert für durchschnittlich fünf Jahre ein Forschungsprojekt inklusive Mitarbeiterbezahlung und Sachmitteln. Auf diese Weise wird den Geförderten schon vor Habilitation und Berufung auf einen Lehrstuhl wissenschaftliche Eigenständigkeit im akademischen Umfeld ermöglicht. Durch das Programm wurden Katrin Ellermann exzellente Rahmenbedingungen eröffnet, wie sie so oftmals nur in den USA zu finden sind.

Angesichts ihrer umfassenden Erfahrungen mit den Hochschulsystemen auf beiden Seiten des Atlantiks bat die Hamburger Donner Bank Katrin Ellermann kürzlich, bei einer Podiumsdiskussion über die Möglichkeiten und Probleme junger Wissenschaftler in Deutschland zu berichten. An der Veranstaltung mit dem Titel „Der Wissenschaftsstandort Deutschland“ nahmen unter anderem auch Professor Joachim Treusch, Präsident der Jacobs-University in Bremen, und Dr. Uta Krautkrämer-Wagner, Geschäftsführerin der Stiftung Jugend forscht e. V., teil.

Katrin Ellermann machte deutlich, dass sie sich ohne die Aufnahme in das Emmy-Noether-Programm der DFG vermutlich gegen eine Rückkehr nach Deutschland entschieden hätte. So aber war der Wechsel äußerst attraktiv, denn das finanziell hervorragend ausgestattete Förderprogramm bietet ihr viele Vorteile, die sie sonst nicht hätte: Als Leiterin einer eigenen Nachwuchsgruppe habe sie die Chance, eigenständig zu forschen, Verantwortung zu übernehmen und ein eigenes Projekt in weiten Bereichen selbst zu definieren, so Katrin Ellermann. Ohne ein vergleichbares Programm hätte die Rückkehr nach Deutschland dagegen einen Rückschritt bedeutet. Denn eine einfache Mitarbeiterstelle biete kaum Veränderungen gegenüber der Promotionsphase, da sie keine nennenswerte Änderung der Aufgaben und Kompetenzen bedeute.

Den Anfang nahm Katrin Ellermanns berufliche Erfolgsgeschichte bei Jugend forscht: Mit dem Projekt „Das Ende der Drei-Groschen-Oper?“ nahm die damals 19-Jährige gemeinsam mit zwei Freunden vom Gymnasium Wentorf am Landeswettbewerb in Schleswig-Holstein teil. Das Team wurde prompt Landessieger und qualifizierte sich für den Bundeswettbewerb 1992, der in Duisburg stattfand. Vor dem Einstieg in ihre Karriere als Wissenschaftlerin mussten allerdings noch einige Hindernisse überwunden werden.

Bei Jugend forscht untersuchten Katrin Ellermann und ihre Mitstreiter, Claas Rosebrock und Jost Allmeling, die Datensicherheit von Telefonkarten. Dabei gelang es der Gruppe, den Code des programmierten Mikrochips in den Karten zu knacken. Mit einer so manipulierten Telefonkarte hätte man beliebig oft gebührenfrei telefonieren können. Um einer Klage der Telekom vorzubeugen und sich abzusichern, reisten die drei jungen Leute vor der Präsentation beim Landeswettbewerb zur Unternehmenszentrale nach Bonn und berichteten von ihrem Projekt. Die Telekom aber glaubte nicht daran, dass die drei Abiturienten mit ihrer Idee erfolgreich sein könnten – und wünschte ihnen lediglich viel Glück für den Wettbewerb. Die Jury des Landeswettbewerbs in Schleswig-Holstein dagegen war begeistert und zeichnete die Arbeit mit dem Landessieg im Fachgebiet Technik aus.

Kurz darauf erreichte die Geschäftsstelle in Hamburg ein Anruf der Telekom mit der Forderung, das Projekt dürfe nicht beim Bundeswettbewerb antreten. Die Bundeswettbewerbsleitung zeigte sich irritiert ob der Einmischung des Unternehmens, das den Eindruck erweckte, es wolle sich die Idee der Nachwuchswissenschaftler zu Eigen machen. Nach ausführlichen Gesprächen wurde jedoch deutlich, dass durch das Knacken des Kartencodes ein großer wirtschaftlicher Schaden für die Telekom drohte. Wären die Forschungsergebnisse der Nachwuchswissenschaftler öffentlich geworden, hätten Tausende von Telefonkarten für kostenloses Telefonieren missbraucht werden können. Schließlich vereinbarte man, das Team zum Bundeswettbewerb zuzulassen, die schriftliche Langfassung des Projekts jedoch stark zu kürzen. So wurde dort nur noch beschrieben, wie man die Telefonkarte entladen konnte – Informationen, die für einen vorsätzlichen Missbrauch der Karte nicht zu gebrauchen waren. Trotz der stark gekürzten Ausarbeitung überzeugte das Team auch die Jury des Bundeswettbewerbs und erreichte schließlich den zweiten Preis im Fachgebiet Technik. Zusätzlich wurden die Teilnehmer in Anerkennung ihrer großen fachlichen Leistung mit einem hochdotierten Sonderpreis der Telekom ausgezeichnet.

Ähnlich wie in der Weillschen Opernvorlage endete die Dreigroschenoper bei Jugend forscht nach dramatischen Ereignissen schließlich also doch noch versöhnlich.


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