Ein Jungforscher-Quartett hebt ab

Jugend forscht Alumni News | Januar 2008

Vom Jugend forscht Projekt zur Unternehmensgründung: Vier erfolgreiche Teilnehmer von Deutschlands bekanntestem Nachwuchswettbewerb haben den Schritt in die Selbständigkeit gewagt

„Ein flugfähiges UFO zu bauen, ist weitaus schwieriger, als uns Science-Fiction ahnen lässt. Diese Erfahrung machten Klaus-Michael Doth und Daniel Gurdan. Sie konstruierten eine Plattform mit einem Antrieb aus vier leichten und besonders effektiven Motoren. Als kompliziert erwiesen sich Sensorik und Regelung, die notwendig sind, um das Flugobjekt in der Luft zu stabilisieren. Das lösten die beiden über Fuzzy-Regler und einen besonders schnellen Prozessor.“ So stand es 2003 in der Kurzbeschreibung des Projekts, mit dem die damals 20-jährigen Bayern Daniel Gurdan und Klaus-Michael Doth den 4. Preis beim Jugend forscht Finale im Fachgebiet Technik gewannen.

Nachdem jeder der beiden zuvor bereits zweimal Bundessieger geworden war, reichte es beim 38. Bundeswettbewerb ausnahmsweise nicht zum obersten Platz auf dem Siegertreppchen. Dafür aber stellten Gurdan und Doth mit ihrer Erfindung die Weichen für die eigene Zukunft. Das allerdings konnten sie damals noch nicht wissen. Durch einen Zeitungsartikel wurde eine asiatische Spielzeugfirma auf das außergewöhnliche Flugobjekt der Tüftler aus dem Voralpenland aufmerksam. Das Unternehmen war bereit, mit dem UFO in die Serienproduktion zu gehen und stellte einige Tausend Stück davon her. Da war für Gurdan und Doth klar: „Ein Traum ist in Erfüllung gegangen.“

Doch damit nicht genug. Gurdan und Doth entschieden: Wir wollen nicht nur Ideen liefern, sondern selbst als Unternehmer tätig werden. Die beiden wagten den Schritt in die Selbständigkeit und gründeten die Ascending Technologies GmbH mit Sitz in Stockdorf bei München. Mittlerweile hat ihre Firma vier Geschäftsführer. Neben Gurdan und Doth sind das zwei weitere ehemalige Jugend forscht Teilnehmer: Jan Stumpf, Teilnehmer am Landeswettbewerb 2001 in NRW, und Michael Achtelik, Technik-Bundessieger 2004. Inzwischen werden die vier von zwei freien Mitarbeitern und zwei Diplomanden unterstützt.

„Wir haben eine Drei-Zimmer-Wohnung angemietet. Dort entwickeln und bauen wir Flugobjekte für den Einsatz zu wissenschaftlichen Zwecken. Größere Systeme stehen kurz vor der Marktreife und es gibt auch schon erste Aufträge dafür“, berichtet der mittlerweile diplomierte Ingenieur Daniel Gurdan über das Gemeinschaftsprojekt. Die Mini-Flugzeuge kommen vor allem im Bereich Film und TV zum Einsatz. Sie können mit einer Spiegelreflex- oder Videokamera mit einem Gewicht bis zu 1,5 Kilo bestückt werden und Aufnahmen in Profiqualität liefern.

„Die Kamera verfügt in allen Achsen über Aufhängungen, so dass sie im Flug zu jeder Zeit die gewünschte Position beibehält, egal wie das UFO gesteuert oder bewegt wird“, erläutert der 25-Jährige die Vorzüge des Modells. Vorgesehen ist ausschließlich der Einsatz im zivilen Bereich: „Aufträge mit militärischem Hintergrund lehnen wir ab. Anfragen des Zivilschutzes oder der Polizei wären okay“, so Daniel Gurdan.

Im Fokus steht aber ohnehin die wissenschaftliche Nutzung. Mitte Januar 2008 sind die beiden Diplomingenieure Gurdan und Stumpf in die USA geflogen, um in Boston mit der renommierten und weltweit führenden Technologie-Universität MIT (Massachusetts Institute of Technology) über den Verkauf ihrer Flugobjekten zu verhandeln. In Europa gehören bereits die Max-Plank-Institute in Tübingen und Martinsried, die Technischen Universitäten München und Chemnitz sowie die Universität Rom zu den Kunden von Ascending Technologies. „Da Daniel und ich am MIT studiert haben, bestehen immer noch gute Kontakte zum Institut. Aber wir sind auch in den USA, um unser Kontaktnetz auszubauen und Freunde wieder zu treffen“, erzählt Jan Stumpf, der ein echtes Allround-Talent ist. „Seit meinem 5. Lebensjahr spiele ich Klavier, und vor Jugend forscht habe ich auch am Wettbewerb Jugend musiziert erfolgreich teilgenommen.“

Derzeit fristet der Flügel daheim aber ein ebenso tristes Leben wie seit 15 Jahren die Märklin-Eisenbahn im Keller. „Es ist keine Zeit da. Zur Hälfte arbeite ich in unserer Firma, und ich habe eine halbe Stelle bei unserem engsten Kooperationspartner, dem Oberpfaffenhofener DLR-Institut für Robotik und Mechatronik“, schildert Jan Stumpf sein Arbeitspensum. Das Institut ist eine der international anerkanntesten und größten Forschungseinrichtung für angewandte Forschung auf dem Gebiet der Raumfahrt-Robotik. 1993 schickte es mit der Spacelab D2-Mission erstmalig einen von der Erde ferngesteuerten Roboter in den Weltraum. Stumpf und Gurdan promovieren beide bei Prof. Dr.-Ing. Gerd Hirzinger, der zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen erhalten hat, darunter den Leibniz-Preis als höchstrangigen deutschen Forschungspreis und den Beckurts-Preis für die Technologie-Transfer-Erfolge.

Damit ist das Duo ihrem Mit-Geschäftsführer Michael Achtelik um einiges voraus. „Ich studiere derzeit noch Maschinenbau mit dem Schwerpunkt Luft- und Raumfahrttechnik an der TU München“, so der „Profi-Mechaniker“, wie Achtelik von seinen Kollegen anerkennend genannt wird. „Nebenher den Geschäftsführerjob auszufüllen, ist zwar mehr Aufwand als ein Job als Hilfskraft an der Uni, aber dafür arbeiten wir an Dingen, die uns Spaß machen.“ In zwei Semestern wird jedoch auch er sein Diplom in der Tasche haben.

Spaß scheint so etwas wie das Geheimrezept zu sein, warum die enge Zusammenarbeit des Forscher-Quartetts so gut funktioniert. „Wir sind alle fasziniert von unseren Projekten“, verdeutlicht Michael Achtelik seine Motivation. Und Daniel Gurdan fügt hinzu: „Wir haben die gleiche Wellenlänge, denken gleich, ergänzen uns und passen einfach gut zusammen.“ Wohin der weitere Weg sie führen wird, wissen die Jungunternehmer im Moment noch nicht so genau. Alles ist möglich: Forschung, Lehre, oder aber sie versuchen, ihre Technik auch in anderen Bereichen wie etwa bei Unterwasserrobotern anzuwenden. „Cool wäre auch, selbst einmal in einem unserer Flugobjekte zu sitzen“, äußert Daniel Gurdan seine Wunschvorstellung.

Alle vier sind sich einig, dass sie ihre Erfolge ohne Jugend forscht nicht erreicht hätten. „Die Bedeutung des Wettbewerbs für mein Leben ist sehr groß“, meint Jan Stumpf. Daniel Gurdan geht noch einen Schritt weiter: „Jugend forscht macht einen Riesenanteil meines Lebens aus. Über den Wettbewerb habe ich sehr viele und wichtige Kontakte knüpfen können. Ich bin sehr dankbar für den Zugang zum Jugend forscht Netzwerk.“

Es ist daher auch wenig überraschend, dass sich das Quartett auch weiterhin bei Jugend forscht engagieren will. „Ich bin Mitglied der Technikjury beim Regionalwettbewerb, den EADS in Ottobrunn ausrichtet. Es ist höchst interessant, Jugend forscht Projekte nun einmal von der anderen Seite aus zu betrachten“, schildert Michael Achtelik seine Erfahrungen. Daniel Gurdan, übrigens auch ein Jurymitglied, kann sich sogar vorstellen, „Jugend forscht in der Zukunft auch als Unternehmer weiter zu unterstützen, durch die Vergabe von Praktikumsplätzen oder in anderer Form“.

Für die aktuelle Teilnehmergeneration von Jugend forscht haben die Jungunternehmer einen Tipp parat: „Vermutlich wird es jeder sagen, aber Ausdauer und mit Begeisterung dabeizubleiben, das sind die wesentlichen Faktoren, um erfolgreich zu sein.“ Manch einer setzt dann vielleicht zu einem vergleichbaren Höhenflug an wie die Männer von Ascending Technologies.


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