Michael Kuhlmann – Mit Neugier zum Erfolg

Stiftung Jugend forscht e. V. | Januar 2018

Was motiviert einen jungen Menschen dazu, in seiner Freizeit zu forschen? Bei Michael Kuhlmann war die Neugier der treibende Faktor. Als "Draußenkind, mit Schlüssel um den Hals", sowie bei Ausflügen mit seinen Eltern ist er viel in der Natur unterwegs – und so entsteht schon früh sein Interesse für die heimische Flora und Fauna. Von seinem Taschengeld kauft er sich Naturführer und versucht, die darin abgebildeten Pflanzen zu finden und das, was er in Wiesen und Wäldern entdeckt, zu bestimmen. Seine Erfolge dabei motivieren ihn, intensiver in die Thematik einzusteigen. "Wenn man etwas weiß, macht das Lust auf mehr", erklärt der gebürtige Westfale.

Bereits als Jugendlicher engagiert sich Michael Kuhlmann für den Naturschutz. Gemeinsam mit Freunden übernimmt er die Betreuung eines lokalen Naturschutzgebiets. Eigenständig besorgen sie sich die nötigen Informationen und beginnen, die Orchideen, Molche und Frösche in dem Kalkgebiet südöstlich von Münster genauer zu erforschen und zu erfassen.

Aus diesem Interesse entwickelt sich dann auch das Projekt, mit dem Michael Kuhlmann und sein Freund Thomas Nolte Ende der 1980er Jahre bei Jugend forscht antreten. Auf den Wettbewerb aufmerksam werden sie durch ein Plakat an ihrer Schule. Ein Biologielehrer unterstützt die beiden als Projektbetreuer. Zwei Jahre lang analysieren sie den Lebenszyklus der Laubfrösche, nicht zuletzt mit dem Ziel, auf Basis des erarbeiteten Wissens den Artenschutz voranzutreiben. Das Geld, das sie benötigen, um etwa Fotos der Tiere zu entwickeln, kratzen sie sich von ihrem Taschengeld zusammen, oder verdienen es sich, indem sie Omas Garten auf Vordermann bringen. Ihre Mühe wird belohnt, gemeinsam sichern sie sich den Bundessieg im Fachgebiet Umwelt 1986.

Heute blickt Michael Kuhlmann etwas zwiegespalten auf seine damaligen Forschungsaktivitäten zurück. Er bedauert ein wenig, dass er damals keine fachliche Beratung angenommen hat. Dennoch möchte er die gemachten Erfahrungen nicht missen. Durch die Fehler, die er als Jungforscher gemacht hat, habe er nach eigenen Angaben auch viel gelernt. Positiv erinnert er sich vor allem an die Anerkennung durch seine Mitschüler, die ihm als Bundessieger entgegengebracht wird. Und auch das Feedback beim Wettbewerb bestätigt ihn und gibt ihm das Selbstvertrauen, dass er auch die Dinge schaffen kann, die ihm andere zuvor gar nicht zugetraut haben. Von den Juroren und seinem Laudator fühlt er sich ernst genommen und wertgeschätzt. Nicht zuletzt die Wettbewerbsteilnahme bestätigt Michael Kuhlmann darin, auch anschließend weiter zu forschen.

Sein Jugend forscht Projekt führt er zwar nicht fort, denn es erscheint ihm damals als zu eng gefasst. Doch Michael Kuhlmann sucht sich eine neue Herausforderung und entdeckt seine Leidenschaft für Insekten, der er noch heute in seinem Beruf nachgeht. Dieses Thema reizt ihn, denn nur wenige Menschen kennen sich zum damaligen Zeitpunkt damit aus und es gibt auch nur wenig Literatur. "Dass so gut wie nichts über bestimmte Insekten bekannt war", zieht den Jungforscher magisch an. Wieder besorgt er sich die notwendigen Informationen aus Büchern, nimmt dieses Mal aber auch Kontakt zu anderen Amateurforschern und auch Profis auf. Anders als heute üblich natürlich nicht per E-Mail, sondern ganz klassisch mit einem Brief. Da lässt eine Antwort dann auch schon mal ein paar Wochen auf sich warten. Mit der Insektenforschung dringt Michael Kuhlmann in eine Mikrowelt vor, an der ihn auch die Ästhetik der kleinen Lebewesen fasziniert. "Je besser man die Dinge kennt, desto mehr erkennt man auch ihre Schönheit", schwärmt er.

Seinen Interessen folgend entscheidet sich Michael Kuhlmann nach der Schule für ein Studium der Biologie mit Schwerpunkt Zoologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Im Anschluss an sein Diplom nimmt er einen Job in einem Planungsbüro an. Unter anderem beschäftigt er sich dabei mit der Renaturierung ehemaliger Braunkohleabbaugebiete in Sachsen. Die Naturschutz- und Landschaftsplanung wird jedoch mit der Zeit immer formalisierter und so wechselt Michael Kuhlmann zurück in die Wissenschaft nach Münster, wo er als Landschaftsökologe an der Universität tätig ist. Da er neben seinem Job promoviert hat, erhält er dort eine Assistentenstelle. Nach der Habilitation folgt eine siebenjährige berufliche Station am Londoner Natural History Museum, an die sich seine aktuelle Professur für Entomologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel anschließt. Rückblickend empfindet Michael Kuhlmann diese kleinen Umwege in seiner Karriere als sehr wertvoll. Noch heute profitiert er als Forscher und Kurator der Fabricius-Sammlung im Zoologischen Museum in Kiel von seinen Erfahrungen außerhalb des universitären Umfelds.

Besonders fasziniert ist Michael Kuhlmann von Afrika. Auf Reisen nach Namibia und Südafrika lernt er vor allem die weite, offene Landschaft dieser Region schätzen. Und ihm wird klar, hier möchte er forschen. Inzwischen reist er einmal im Jahr für vier bis fünf Wochen in die südafrikanische Kapregion, um dort Grundlagenforschung zu betreiben. Sein besonderes Interesse gilt den Wildbienen und der Pflanzen-Bestäuber-Beziehung in diesem weltweit einmaligen "Hotspot" der Biodiversität. In seiner Forschung kooperiert er eng mit ansässigen Farmern, Reservatsleitern und Fachkollegen, die ihm unter anderem dabei helfen, bestimmte Pflanzen zu finden, die im Fokus seiner Forschung stehen. Michael Kuhlmann engagiert sich mit Vorträgen für Interessenten vor Ort, um Wissen zu vermitteln und aufzuklären. Sein Ziel als Wissenschaftler ist es, die Kapregion als Biodiversitätszentrum von globaler Bedeutung noch besser zu verstehen, die Artenvielfalt zu dokumentieren und seine Erkenntnisse an künftige Generationen weiterzugeben. Seine Neugier kommt Michael Kuhlmann dabei sicher auch weiterhin zugute.


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